Samstag, 23. Februar 2019

Up-Date für Shell

   Wir warten noch immer auf den Vertrag der Rechtsanwälte, um ihn endlich zu unterschreiben aber keiner scheint Eile zu haben, auch wenn wir uns nach wie vor einige sind.  Zwischenzeitlich arbeiten wir weiter. Morgen verlässt der letzte Missionar der alten Mission Reach Beyond das Gelände und wir haben fast alle Häuser des Geländes hinter dem Hospital vermietet mit gleichen Mieten wie vorher. Wir brauchen das Geld zum Abbezahlen der Schulden. Es ist ein wichtiger Teil unserer Einnahmen.
    Überhaupt haben wir uns zu Kapitalisten entwickelt, die jede Entscheidung auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. Nur die Gemeinschaft mit den anderen Mitarbeitern bringt uns wieder auf den Teppich zurück.
    Ende Januar kam das Gesundheitsministerium zur Kontrolle und hat uns mitgeteilt, dass unser Labor renoviert werden muss: Glatte Wände, runde Ecken etc., was vor einem Jahr noch keine Beanstandung war. Wir haben die Erlaubnis für ein weiteres Jahr erhalten aber versprochen, dass wir das innerhalb von 6 Monaten ändern werden. So haben wir nach dem Komplettanschluss aller Häuser mit neuem Internet heute das Labor in die alte Apotheke provisorisch umgezogen. Das bisherige Labor wird jetzt renoviert: Eine Wand raus, Wände und Decke erneuert, Boden neu lackiert und komplett neue, holzwurmunanfällige Möbel. Wahrscheinlich mehr als 4 Wochen harte Arbeit für unser Handwerkerteam.
    Eine neue Idee kam auf. Eine Röntgenpraxis aus Ambato möchte bei uns den ersten Resonanzmagnetischen Tomographen installieren. Es wäre der erste in der gesamten Gegend. Wir schicken von uns aus einen Patienten täglich zu so einer Untersuchung weit weg. Die Bedenken, dass wir in einer der Einflugschneisen des Flughafens liegen, scheint unwichtig zu sein. Morgen kommen die Techniker, um die Einzelheiten zu besprechen. Ein Vertrag steht noch aus und dazu brauchen wir einen Rechtsanwalt. es geht uns um unser Risiko, 5 min Stromausfall ist kein Problem. Wir haben einen Generator, der nach 5 Sek. spätestens Strom liefert. Aber nach 15 Sek schaltet der Apparat ab. Dann muss er neu gestartet werden. Dazu muss das Team aus Ambato kommen - etwas mehr als 1 -2 Tage Zeit- und Einnahmeverlust. Wir haben beschlossen, einen neuen Generator zu kaufen. Die zwei unsrigen sind von 1976. Aber die Risiken müssen vertraglich klar sein.
     Auch wenn wir die Spenden von 2018 noch auf unserem Konto haben, fertig für die erste Anzahlung an Reach Beyond zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung, der Überschreibung des Grundstückes auf unseren Nahmen, Rechtsanwälte und Notare, brauchen wir weiter Unterstützung für die Renovierung, einen guten Rasenmäher für das riesige Grundstück und viele kleine und große Ausgaben. Danke für alle weitere Verbindung.

Mittwoch, 13. Februar 2019

Patientenberichte aus unserem Alltag

    Ein großes Problem sind unsere Langzeitpatienten, allen voran die Diabetiker. Wer von ihnen über 60 Jahre alt ist, ist kaum zu einer wirklichen Therapie bereit. Beispiel María P. 65 Jahre alt und weiß seit Jahren, dass sie zuckerkrank ist. Sie geht nicht zu Kontrollen und wenn der Vorrat an Tabletten ausgegangen ist, erscheint sie einige Tage später wieder mit einer Infektion. Auf ihrer Finca hat sie sich gepikst oder Insekt hat ihr zugesetzt und sie kommt zu uns mit riesigen Entzündungszeichen -  Befunde nebenbei: Blutzuckerwert über 600 mg%. Deshalb heilen Wunden nicht. Mit Antibiotika (und hauptsächlich Antidiabetikas) kriegen wir das natürlich wieder hin - aber wie lange geht das noch gut? Jetzt haben wir die Familie eingespannt und die Patientin unter die Aufsicht der Töchter gestellt. Doch dann verlässt María das Haus heimlich, muss ihre Tiere auf der Finca füttern und bleibt Tage dort, bis es ihr wieder schlecht geht. Wir merken: Lebensgewohnheiten und die gewohnte Unabhängigkeit passen nicht zu einer Krankheit, die immer wieder kontrolliert werden  muss. Und wenn die Selbstüberwachung einen Nüchternblutzucker von 250 mg% anzeigt, ist die Patienten zufrieden, über 600 war doch mehr und ich fühle mich derzeit wohl! Wer dann alleine noch Insulin spritzen müsste und keinen Kühlschrank hat muss sein Leben komplett umstellen und wer will das schon?
    Eine Patientin, im Mai 2018 laparoskopisch an der Gallenblase operiert, hat seit Monaten eine Fistel mit stinkenden Sekretion. Antibiotikas haben nicht geholfen, eine OP auswärts genauso wenig. Jetzt mussten wir sie nochmals operieren, haben die Fistel ausgeschnitten und dann eine Kompresse herausgezogen. Das Problem danach war, dass jede Menge Luft und Flüssigkeit danach kam. So mussten wir sie leider in das Hospital zurückschicken, wo sie ursprünglich operiert worden war, denn ein Loch im Zwölffingerdarm lässt sich einfach nicht ambulant behandeln. Das Ganze wird ein gerichtliches Nachspiel für das Team der ErstOP haben.
    Einer unserer Ärzte ist derzeit mit einer Studie über Leishmaniose im Nasen - Rachenraum beschäftigt. Leishmaniose führt zu Geschwüren, die nicht heilen und Gewebestrukturen zerstören. Als er die Studie mit einer Uni hier in Ecuador und Holland begann, glaubte keiner von uns an große Fallzahlen. Die Realität hat uns eingeholt. Derzeit schickt das Gesundheitsministerium Patienten aus dem gesamten östlichen Tiefland zu uns. Manche kommen mit "chronischem Schnupfen" und völlig zerfressener Nasenscheidewand zu uns. Und es sind Patienten mikroskopisch positiv, die kaum eine Klinik haben. Wir brauchen ständig mehr Medikamente, denn die Therapie ist lange uns schmerzhaft für abwechselnd die rechte und die linke Pobacke.
    Klaudia wird mehr und Familientherapeutin von Polizisten und deren Angehörigen. Da sind die üblichen Familienprobleme aber auch die Arbeitsbelastung. Auf die Frage, warum sie nicht zu den polizeieigenen Beratungen gingen, erhält sie oft die Antwort, dass dort die Vertraulichkeit nicht gewahrt würde und am nächsten Tag die ganze Abteilung Bescheid weiß. So kommen sie lieber zu einer verschwiegen Therapeutin. Und  da sind ihre treuesten Patienten.