Donnerstag, 2. September 2021

Neues aus Shell

   Wir haben uns lange nicht per Brief gemeldet. Grund war ein Kurzbesuch von Klaudia und Eckehart in Deutschland. Wir haben unser beider 70.Geburtstag in unserer Gemeinde in Mainz gefeiert und unsere Kinder und Familien besucht. Manche Behördengänge waren nötig. Dabei planen wir unsere Rückkehr nach Deutschland im nächsten Herbst.
    Wieder zurück in Shell werden gerade die letzten Geräte für die Endoskopie gekauft. Es geht mit Magenspiegelungen los. Die neue Ärztin ist schon seit über einem Monat als Allgemeinmedizinerin in der Sprechstunde tätig. Sie kann es kaum erwarten anzufangen.
    Die Notaufnahme ist nun fast fertig. Zwischendurch kam noch das Gesundheitsministerium mit einer Menge weiterer Auflagen, die wenig sinnvoll erscheinen, aber notwendig sind. So hat sich alles verzögert. Aber es geht nicht nur um Betten und sonstige Einrichtungen. Jetzt muss das Personal geschult werden. In wenigen Tagen soll es losgehen, zunächst zeitlich noch begrenzt.
    Der zweite stationäre Bereich ist fast fertig renoviert, sodass bald mehr Betten zur Verfügung stehen. Wir wollen sie für Geburten nutzen, zu denen die Familie kommen kann und dafür Platz haben soll. Aber bis zu einer wirklichen Geburtsklinik ist es noch ein weiter Weg. Das dauert seine Zeit.
    In den letzten Monaten haben wir wenig Geld in die Renovierung gesteckt. Dafür waren aber die Ausrüstung für die Endoskopie und neue Geräte für die Notfallbehandlung nötig. Diese Ausrüstung war aber wichtig, um weiter zu kommen.
    Und wir haben die Hilfe unseres zukünftigen Leiters Dr. Juan Carlos Panchi erfahren. Er hat uns in der Abwesenheit vertreten und viele interne Änderungen vorgenommen, wie sie das Gesundheitsministerium vorschreibt - das kostet Geld, ist aber nötig, um auf ein höheres Niveau im Service zu kommen.
    Sorge bereitet uns der Allgemeinchirurg, der keine Eigeninitiative zeigt und in Eckeharts Abwesenheit keinen Patienten operiert hat. Da muss sich etwas ändern!!!

Wie geht es weiter? Die Häuser hinter dem Hospital, in denen früher die Missionare wohnten, sind fast alle belegt und wir haben viele Anfragen von anderen Missionen, hier einige Tage unter zu kommen und hier zur Ruhe zu kommen Deswegen wollen wir als nächsten Schritt ein großes Wohnhaus renovieren und darin viele Gästezimmer einrichten. Ein weiteres Ziel ist, Ausländer zur Mitarbeit einzuladen, um als Gruppe zu helfen. Wir brauchen mehr Platz für Gäste!

Heute fing ein weiteres Missionsehepaar aus Nordirland bei uns an. Annaclaire und Steward haben ihr Sprachstudium in Quito abgeschlossen und bereichern jetzt unser Team. Sie als Ärztin und er in Verwaltung und Renovierung. Wir freuen uns auf neue Leute. Mit ihnen wird das Team jünger.

Wir sagen Dank für treue Beter und Spender. In unserer Abwesenheit und wegen der Ferien gab es weniger Einnahmen, aber viel, viel mehr Ausgaben. Sie wurden durch Spenden "fast" ausgeglichen. Neue Freunde kamen hinzu. Das hat Gott getan, nicht wir. Und deswegen wissen wir, dass es weitergeht. Denn die Gebete im Hospital und die Bibelstudien liefen ohne Pause weiter. Das zeigt ein auch geistlich stabiles Team. Wir, Klaudia und Eckehart sind aus Deutschland wieder "nach Hause" zurück gekehrt, wenn auch nur für begrenzte Zeit.

Sonntag, 2. Mai 2021

Abgeben ist gar nicht so einfach

   Abgeben, ist gar nicht so einfach                        Shell, 03 Mai 2021    Kurzbrief 1421
Unser ecuatorianischer Allgemeinchirurg hat angefangen, mit einer Gallenblasen OP, weitere folgen und das OP-Team stellt sich um. Er hat jetzt auch eine feste wöchentliche Sprechstunde, die nach Bedarf erweitert wird. Und operieren heißt auch die Nachsorge dieser Patienten und das klappt. Auch die finanziellen Dinge sind geregelt, für den Moment wenigstens. Carlos Vimos ist ein erfahrener Chirurg aus dem staatlichen Hospital und wir sind gespannt, ob er sich auch in das Team eingewöhnt und nicht nur hier Geld verdienen will.
Anders ist es mit Geovanny Oleas, einem langjährigen Freund vom Team der behinderten Kinder. Er war jetzt drei Jahre in den USA, in Kanada und Mexico zur Fortbildung (Fellowship). In den großen Städten Ecuadors wird er derzeit nicht gebraucht. Wir beten seit Jahren, dass er nach Shell kommt, aber seine Frau möchte es noch nicht. Sie hat sich die drei Jahre um die Kinder gekümmert, jetzt möchte sie so schnell wie möglich auch berufstätig sein und das geht besser in der Stadt mit Unterstützung der Eltern für die Kinder. Anfang Mai kommt die Familie für eine Woche nach Shell und wir werden zwei behinderte Kinder operieren, um Erfahrungen zu zweit zu sammeln. Dann wird klar, was wir an OP-Ausrüstung kaufen müssen und ob wir uns dann den großen Kauf eines Röntgengerätes für den OP leisten können.
Abgeben ist das Thema - aber wie und klappt es? Die Neuen müssen Teil unseres Teams werden, nicht nur Ärzte, die zum Geld verdienen kommen. Werden sie auch zu sozialer Hilfe bereit sein? Sie bekommen kein Festgehalt wie unsere Allgemeinmediziner, die die Basis unseres Hospitales sind. Wir bezahlen sie wie die meisten Mitarbeiter "auf Rechnung" mit einfachem Arbeitsvertrag ohne die staatlichen Sozialabgaben. Sie müssen sich selbst versichern.
    Der Anfang ist Mehrarbeit, aber nur für kurze Zeit. Was machen wir dann?
 Zwei Richtungen. Da ist die Organisation. Sie muss effektiver werden. Die Bankverbindung ist effektiver geworden. Jetzt gilt es es die Abrechnung und die Patientendaten zu verbinden - ein langer Prozess, an dem unser IT Team seit einem Monat arbeitet. Die Patientendaten müssen 16 up-dates durchlaufen, die Zahlungen der Patienten sollen über einen Kassenautomaten laufen und wir müssen die Anforderungen der Ärzte für Labor, Röntgen und Ultraschall damit koordinieren. Das ist derzeit unser Arbeitsbereich.
    Aber da sind auch noch unsere Patienten mit speziellen Sorgen. Ein fast 17 jähriges Mädchen hat die seltene Klippel-T - Weber Erkrankung von denen ich mehrere Patienten habe. Es ist ein Fehlbildung der Arterien. Bei ihr ist die Durchblutung der Beinarterie um das vierfache erhöht. Sie besitzt 2 große Arterien. Diese Seite ist enorm gewachsen. In jungen Jahren entwickeln diese Kinder/Jugendlichen eine enormes einseitiges Wachstum und später Krampfadern (Varizen). Spezialisten haben sie mit Embolisieren der Arterien behandelt - Schmerzen ohne Ende, Entzündungen der Haut, jetzt Knochenvereiterung des Fußes. Was ich seit Jahren vorbereite, aber andere "Spezialisten" ablehnen: Die 17-Jährige ist ausgewachsen und braucht eine Unterschenkelamputation, um dann mit einer Prothese ohne Krücken zu laufen. Solche Kranken sind unsere treuen Patienten, die andere Ärzte aufsuchen und dann doch wieder zurück kommen. Sie hat zwischendurch auch noch ihre Mutter an Krebs verloren. Da kommt Einiges zusammen, das aufgearbeitet werden muss.
Abgeben ist ein Programm. Wir werden sehen, wie es läuft. Viele Änderungen sind auf dem Weg möglich. Wir warten auf andere Fachrichtungen. Organisation ist mehr und mehr die Aufgabe mit Hilfe unseres Freundes Enrico Götsch aus Sachsen, der uns mit seinen Ideen überschütten. Aber wir dürfen unsere vielen "kleinen" Patienten nicht vergessen, die mehr als nur eine Operation benötigen. Danke für alles Mittragen!

 

Sonntag, 31. Januar 2021

Verlieren und Gewinnen

    Im Hochland Ecuadors gibt es meist gerade Straßen mit eine Hauptrichtung. Sobald Du aber ins Pastazatal kommst, beginnen die Kurven, manchmal fährt man scheinbar zurück, oft sieht man im Tunnel gar nicht mehr die Landschaft und doch ist das Ziel klar. So geht es uns derzeit.
    Wir scheinen unseren Kinderorthopäden zu verlieren. Sein Haus ist fertig renoviert. Er möchte kommen, wir sind bereit all unser restliches Geld in die Röntgenanlage im Op zu stecken (C-Bogen), aber seine Frau will nicht aufs Land ziehen, auch wenn er in der großen Stadt kaum Arbeit findet. Es tut uns weh. Die endgültige Entscheidung fällt Anfang März, wenn die Familie nach Ecuador zurückkehrt.
    Wir haben einen Mitarbeiter verloren, der wegen Ehestreitigkeiten 3 Wochen im Gefängnis saß und die beiden kommen sich trotz vieler Gespräche mit beiden nicht näher. Wir mussten den Arbeitsvertrag beenden. Er kann weiter gelegentlich bei uns Geld verdienen, aber nicht als voller Mitarbeiter.
    Gewonnen haben wir eine neue Psychologin, die Teile von Klaudias Patienten übernimmt. Wir hoffen, dass sie ihren eigenen Patientenstamm aufbaut.
    Wir arbeiten an einer verbesserten Firmenstruktur. Zunächst wurden die Bankverbindungen geändert, Mehrere Mitarbeiter arbeiten sich in einem neuen System mit gegenseitiger Kontrolle ein. Das stärkt das System und macht uns Wolffs weniger nötig.
    Als nächstes werden die einzelnen Abteilungen auf ihre Effektivität durchforstet. Was ist Verlustgeschäft, wo sind die Gewinne? Dann können wir auch besser sagen, was wir verbessern müssen. Dazu sollen die Mitarbeiter lohnmäßig auch finanziell Anreize erhalten. Wo können Mitarbeiter auch mal kurzfristig in anderen Abteilungen aushelfen? Das bedeutet aber auch Änderungen der bisherigen Arbeitsverträge - ein langes, schwieriges Thema.
    Gewonnen haben wir eine große Spende aus Deutschland, vermittelt durch einen Freund. Eine Firma aus Deutschland schenkt uns eine neue Laparaskopie - Einheit. Derzeit geht es um die Frage, was der billigste Importweg ist. Dann wird sich ein einheimischer Allgemeinchirurg an der Neuerung praktisch erfreuen.
    Gewonnen haben Klaudia und Eckehart Entlastung. Wir können uns mehr auf Mitarbeiterschulung - und Begleitung. Unsere Allgemeinmediziner müssen lernen, mehr Notfälle selbst zu behandeln. In Zukunft wird nicht immer ein Facharzt zur Seite stehen. Sie müssen selbst Entscheidungen fällen und über ihren Schatten springen. Unser Ziel ist, dass sie mehr selbst behandeln und nicht immer nur weiterschicken. Dazu erwarten wir auch die Entscheidung eines Ehepaares aus den USA, vielleicht am August 2021 die Vorbereitung als Missionsärzte in Shell zu beginnen. Wir sind seit ca 5 Jahren mit ihnen im Gespräch.
    Es ist nicht der gerade Weg, den wir gehen, aber das Ziel ist klar. Wir nabeln uns Stück um Stück ab und die "Firma" wird stabiler, besonders Dank vieler Freunde. Dieser Tage haben wir eine weitere Überweisung an unsere alte Mission tätigen können. Wir sind jetzt zu 50% Eigentümer des Hospitales! der Dank geht an Euch!!!!!!
    Dieser Brief klingt gar nicht wie der einer Missionsarbeit. Dafür können wir aber sehen, wie sich unser Team verstärkt zum Gebet trifft und die Mitarbeiter geistlich wachsen. Sie übernehmen mehr uns mehr die Initiative. Die Hoffnung wächst. Die Gebete und Gaben unserer Freunde tragen Früchte. Danke!!!