Wir haben uns lange nicht per Brief gemeldet. Grund war ein Kurzbesuch von Klaudia und Eckehart in Deutschland. Wir haben unser beider 70.Geburtstag in unserer Gemeinde in Mainz gefeiert und unsere Kinder und Familien besucht. Manche Behördengänge waren nötig. Dabei planen wir unsere Rückkehr nach Deutschland im nächsten Herbst.
Wieder zurück in Shell werden gerade die letzten Geräte für die Endoskopie gekauft. Es geht mit Magenspiegelungen los. Die neue Ärztin ist schon seit über einem Monat als Allgemeinmedizinerin in der Sprechstunde tätig. Sie kann es kaum erwarten anzufangen.
Die Notaufnahme ist nun fast fertig. Zwischendurch kam noch das Gesundheitsministerium mit einer Menge weiterer Auflagen, die wenig sinnvoll erscheinen, aber notwendig sind. So hat sich alles verzögert. Aber es geht nicht nur um Betten und sonstige Einrichtungen. Jetzt muss das Personal geschult werden. In wenigen Tagen soll es losgehen, zunächst zeitlich noch begrenzt.
Der zweite stationäre Bereich ist fast fertig renoviert, sodass bald mehr Betten zur Verfügung stehen. Wir wollen sie für Geburten nutzen, zu denen die Familie kommen kann und dafür Platz haben soll. Aber bis zu einer wirklichen Geburtsklinik ist es noch ein weiter Weg. Das dauert seine Zeit.
In den letzten Monaten haben wir wenig Geld in die Renovierung gesteckt. Dafür waren aber die Ausrüstung für die Endoskopie und neue Geräte für die Notfallbehandlung nötig. Diese Ausrüstung war aber wichtig, um weiter zu kommen.
Und wir haben die Hilfe unseres zukünftigen Leiters Dr. Juan Carlos Panchi erfahren. Er hat uns in der Abwesenheit vertreten und viele interne Änderungen vorgenommen, wie sie das Gesundheitsministerium vorschreibt - das kostet Geld, ist aber nötig, um auf ein höheres Niveau im Service zu kommen.
Sorge bereitet uns der Allgemeinchirurg, der keine Eigeninitiative zeigt und in Eckeharts Abwesenheit keinen Patienten operiert hat. Da muss sich etwas ändern!!!
Wie geht es weiter? Die Häuser hinter dem Hospital, in denen früher die Missionare wohnten, sind fast alle belegt und wir haben viele Anfragen von anderen Missionen, hier einige Tage unter zu kommen und hier zur Ruhe zu kommen Deswegen wollen wir als nächsten Schritt ein großes Wohnhaus renovieren und darin viele Gästezimmer einrichten. Ein weiteres Ziel ist, Ausländer zur Mitarbeit einzuladen, um als Gruppe zu helfen. Wir brauchen mehr Platz für Gäste!
Heute fing ein weiteres Missionsehepaar aus Nordirland bei uns an. Annaclaire und Steward haben ihr Sprachstudium in Quito abgeschlossen und bereichern jetzt unser Team. Sie als Ärztin und er in Verwaltung und Renovierung. Wir freuen uns auf neue Leute. Mit ihnen wird das Team jünger.
Wir sagen Dank für treue Beter und Spender. In unserer Abwesenheit und wegen der Ferien gab es weniger Einnahmen, aber viel, viel mehr Ausgaben. Sie wurden durch Spenden "fast" ausgeglichen. Neue Freunde kamen hinzu. Das hat Gott getan, nicht wir. Und deswegen wissen wir, dass es weitergeht. Denn die Gebete im Hospital und die Bibelstudien liefen ohne Pause weiter. Das zeigt ein auch geistlich stabiles Team. Wir, Klaudia und Eckehart sind aus Deutschland wieder "nach Hause" zurück gekehrt, wenn auch nur für begrenzte Zeit.
Drs. Eckehart & Klaudia Wolff
Donnerstag, 2. September 2021
Neues aus Shell
Sonntag, 2. Mai 2021
Abgeben ist gar nicht so einfach
Abgeben, ist gar nicht so einfach Shell, 03 Mai 2021 Kurzbrief 1421
Unser ecuatorianischer Allgemeinchirurg hat angefangen, mit einer Gallenblasen OP, weitere folgen und das OP-Team stellt sich um. Er hat jetzt auch eine feste wöchentliche Sprechstunde, die nach Bedarf erweitert wird. Und operieren heißt auch die Nachsorge dieser Patienten und das klappt. Auch die finanziellen Dinge sind geregelt, für den Moment wenigstens. Carlos Vimos ist ein erfahrener Chirurg aus dem staatlichen Hospital und wir sind gespannt, ob er sich auch in das Team eingewöhnt und nicht nur hier Geld verdienen will.
Anders ist es mit Geovanny Oleas, einem langjährigen Freund vom Team der behinderten Kinder. Er war jetzt drei Jahre in den USA, in Kanada und Mexico zur Fortbildung (Fellowship). In den großen Städten Ecuadors wird er derzeit nicht gebraucht. Wir beten seit Jahren, dass er nach Shell kommt, aber seine Frau möchte es noch nicht. Sie hat sich die drei Jahre um die Kinder gekümmert, jetzt möchte sie so schnell wie möglich auch berufstätig sein und das geht besser in der Stadt mit Unterstützung der Eltern für die Kinder. Anfang Mai kommt die Familie für eine Woche nach Shell und wir werden zwei behinderte Kinder operieren, um Erfahrungen zu zweit zu sammeln. Dann wird klar, was wir an OP-Ausrüstung kaufen müssen und ob wir uns dann den großen Kauf eines Röntgengerätes für den OP leisten können.
Abgeben ist das Thema - aber wie und klappt es? Die Neuen müssen Teil unseres Teams werden, nicht nur Ärzte, die zum Geld verdienen kommen. Werden sie auch zu sozialer Hilfe bereit sein? Sie bekommen kein Festgehalt wie unsere Allgemeinmediziner, die die Basis unseres Hospitales sind. Wir bezahlen sie wie die meisten Mitarbeiter "auf Rechnung" mit einfachem Arbeitsvertrag ohne die staatlichen Sozialabgaben. Sie müssen sich selbst versichern.
Der Anfang ist Mehrarbeit, aber nur für kurze Zeit. Was machen wir dann?
Zwei Richtungen. Da ist die Organisation. Sie muss effektiver werden. Die Bankverbindung ist effektiver geworden. Jetzt gilt es es die Abrechnung und die Patientendaten zu verbinden - ein langer Prozess, an dem unser IT Team seit einem Monat arbeitet. Die Patientendaten müssen 16 up-dates durchlaufen, die Zahlungen der Patienten sollen über einen Kassenautomaten laufen und wir müssen die Anforderungen der Ärzte für Labor, Röntgen und Ultraschall damit koordinieren. Das ist derzeit unser Arbeitsbereich.
Aber da sind auch noch unsere Patienten mit speziellen Sorgen. Ein fast 17 jähriges Mädchen hat die seltene Klippel-T - Weber Erkrankung von denen ich mehrere Patienten habe. Es ist ein Fehlbildung der Arterien. Bei ihr ist die Durchblutung der Beinarterie um das vierfache erhöht. Sie besitzt 2 große Arterien. Diese Seite ist enorm gewachsen. In jungen Jahren entwickeln diese Kinder/Jugendlichen eine enormes einseitiges Wachstum und später Krampfadern (Varizen). Spezialisten haben sie mit Embolisieren der Arterien behandelt - Schmerzen ohne Ende, Entzündungen der Haut, jetzt Knochenvereiterung des Fußes. Was ich seit Jahren vorbereite, aber andere "Spezialisten" ablehnen: Die 17-Jährige ist ausgewachsen und braucht eine Unterschenkelamputation, um dann mit einer Prothese ohne Krücken zu laufen. Solche Kranken sind unsere treuen Patienten, die andere Ärzte aufsuchen und dann doch wieder zurück kommen. Sie hat zwischendurch auch noch ihre Mutter an Krebs verloren. Da kommt Einiges zusammen, das aufgearbeitet werden muss.
Abgeben ist ein Programm. Wir werden sehen, wie es läuft. Viele Änderungen sind auf dem Weg möglich. Wir warten auf andere Fachrichtungen. Organisation ist mehr und mehr die Aufgabe mit Hilfe unseres Freundes Enrico Götsch aus Sachsen, der uns mit seinen Ideen überschütten. Aber wir dürfen unsere vielen "kleinen" Patienten nicht vergessen, die mehr als nur eine Operation benötigen. Danke für alles Mittragen!
Sonntag, 31. Januar 2021
Verlieren und Gewinnen
Im Hochland Ecuadors gibt es meist gerade Straßen mit eine Hauptrichtung. Sobald Du aber ins Pastazatal kommst, beginnen die Kurven, manchmal fährt man scheinbar zurück, oft sieht man im Tunnel gar nicht mehr die Landschaft und doch ist das Ziel klar. So geht es uns derzeit.
Wir scheinen unseren Kinderorthopäden zu verlieren. Sein Haus ist fertig renoviert. Er möchte kommen, wir sind bereit all unser restliches Geld in die Röntgenanlage im Op zu stecken (C-Bogen), aber seine Frau will nicht aufs Land ziehen, auch wenn er in der großen Stadt kaum Arbeit findet. Es tut uns weh. Die endgültige Entscheidung fällt Anfang März, wenn die Familie nach Ecuador zurückkehrt.
Wir haben einen Mitarbeiter verloren, der wegen Ehestreitigkeiten 3 Wochen im Gefängnis saß und die beiden kommen sich trotz vieler Gespräche mit beiden nicht näher. Wir mussten den Arbeitsvertrag beenden. Er kann weiter gelegentlich bei uns Geld verdienen, aber nicht als voller Mitarbeiter.
Gewonnen haben wir eine neue Psychologin, die Teile von Klaudias Patienten übernimmt. Wir hoffen, dass sie ihren eigenen Patientenstamm aufbaut.
Wir arbeiten an einer verbesserten Firmenstruktur. Zunächst wurden die Bankverbindungen geändert, Mehrere Mitarbeiter arbeiten sich in einem neuen System mit gegenseitiger Kontrolle ein. Das stärkt das System und macht uns Wolffs weniger nötig.
Als nächstes werden die einzelnen Abteilungen auf ihre Effektivität durchforstet. Was ist Verlustgeschäft, wo sind die Gewinne? Dann können wir auch besser sagen, was wir verbessern müssen. Dazu sollen die Mitarbeiter lohnmäßig auch finanziell Anreize erhalten. Wo können Mitarbeiter auch mal kurzfristig in anderen Abteilungen aushelfen? Das bedeutet aber auch Änderungen der bisherigen Arbeitsverträge - ein langes, schwieriges Thema.
Gewonnen haben wir eine große Spende aus Deutschland, vermittelt durch einen Freund. Eine Firma aus Deutschland schenkt uns eine neue Laparaskopie - Einheit. Derzeit geht es um die Frage, was der billigste Importweg ist. Dann wird sich ein einheimischer Allgemeinchirurg an der Neuerung praktisch erfreuen.
Gewonnen haben Klaudia und Eckehart Entlastung. Wir können uns mehr auf Mitarbeiterschulung - und Begleitung. Unsere Allgemeinmediziner müssen lernen, mehr Notfälle selbst zu behandeln. In Zukunft wird nicht immer ein Facharzt zur Seite stehen. Sie müssen selbst Entscheidungen fällen und über ihren Schatten springen. Unser Ziel ist, dass sie mehr selbst behandeln und nicht immer nur weiterschicken. Dazu erwarten wir auch die Entscheidung eines Ehepaares aus den USA, vielleicht am August 2021 die Vorbereitung als Missionsärzte in Shell zu beginnen. Wir sind seit ca 5 Jahren mit ihnen im Gespräch.
Es ist nicht der gerade Weg, den wir gehen, aber das Ziel ist klar. Wir nabeln uns Stück um Stück ab und die "Firma" wird stabiler, besonders Dank vieler Freunde. Dieser Tage haben wir eine weitere Überweisung an unsere alte Mission tätigen können. Wir sind jetzt zu 50% Eigentümer des Hospitales! der Dank geht an Euch!!!!!!
Dieser Brief klingt gar nicht wie der einer Missionsarbeit. Dafür können wir aber sehen, wie sich unser Team verstärkt zum Gebet trifft und die Mitarbeiter geistlich wachsen. Sie übernehmen mehr uns mehr die Initiative. Die Hoffnung wächst. Die Gebete und Gaben unserer Freunde tragen Früchte. Danke!!!
Montag, 7. Dezember 2020
Zukunft von Shell - an einem Beispiel
Wir haben zwei große Operationen hinter uns. Eine Patientin aus dem Urwald kam zu uns in Behandlung - Gebärmutterkrebs mit einem großen Tumor aber gut beweglich. Solche Patienten senden Kliniken normalerweise zum Krebsinstitut entweder direkt (Selbstzahler) oder über das Gesundheitsministerium (die tragen die Kosten). Was wäre die Lösung gewesen? Bei Covid-19, Weihnachten, Neujahr und langen Wartezeiten, wäre eine Indianerin aus dem Urwald in frühestens 3 Monaten operiert worden, andere sagen 6 Monate.
Sie ist arm dran, hat ihren Ehemann vor 6 Monaten durch Covid verloren und 6 Kinder zuhause. Eine große Familie trägt sie, aber sie haben die $ 1000,- für den Anfang plus das Geld für einige Blutkonserven gestemmt (Hb anfangs in knapp 7 gr%).
Wir haben sie operiert, unsere neue Gynäkologin und ich. Der Tumor war größer als erwartet. Wir haben ihn im Gesunden entfernt, keine weiteren Lymphknoten tastbar. Aber sie hatte vorher schon sichtbar Blut im Urin obwohl der Tumor nicht in die Harnblase eingedrungen war. Bei der Gebärmutterentfernung war klar, dass die Harnleiter mitten im Tumor waren. So war am anderen Tag eine weitere OP nötig - die Neueinpflanzung der Harnleiter in die Blase. Einen Tag später war die Patientin zuhause und wird weiter ambulant behandelt. Noch ist sie nicht gesund aber hat eine Perspektive.
Warum erzähle ich die Geschichte, nicht um uns groß herauszustellen.
Sie zeigt die Zukunft des Hospitales an. Eine Gynäkologin wird jetzt hoffentlich Mut bekommen, so etwas in Zukunft mit meiner Assistenz selbst zu machen.
Wir haben einen Allgemeinchirurgen, der Operationen von Gallenblasen, Leistenbrüchen etc. übernehmen wird. Aber einen Darmkrebs hat er noch nie in seinem Leben operiert. Solche Patienten schickt er gleich weiter. Ich sehe die Zukunft unseres Hospitales mit solchen Extremen schwierig. Wir bräuchten eine Unmenge von "Spezialisten" die aber alle nur ein kleines Spektrum der Medizin abdecken. Sie senden weiter zu anderen. Das große Zentrum unseres Hospitales wird verwässert und viel teurer, denn wer Patienten zu anderen überweist, verteuert die Medizin.
Die Unfallchirurgie ist ein klassisches Beispiel heute. Unterarmbrüchen von Kindern werden sehr häufig operiert. Diese Wochen beendete ist eine Behandlung eines 8-jährign Jungens mit einem körperfernen Bruch der Speiche "nur" mit Gips nach 6 Wochen. Der Vater bedankte sich mit den Worten, das andere Krankenhaus wollte $ 1.800,- für die "lebensnotwenige" Operation des Kindes.
Fazit der letzten Tage. Eckehart muss lernen abzugeben, aber auch die nächsten Monate Mitarbeiter anzuleiten, Mut zu haben und Operationen selbst durchzuführen. Es ist ein Sterbeprozess aber nötig, dass etwas Neues wächst. Wir bitten um Weisheit und Gebet.
Sonntag, 4. Oktober 2020
Umstellung, ist derzeit das Thema unseres Hospitals. Kurzbrief # 1416
Unsere neue Gynäkologin hat wenig Erfahrung beim Operieren. Also wird Eckehart ihr assistieren, damit sie auch bei Komplikationen fit wird, denn Schwierigkeiten müssen wir selbst meistern.
Unsere Allgemeinärzte haben sich zu lange ausgeruht und vieles Schwierige an Eckehart abgegeben. Sie müssen lernen, kleinere chirurgische Eingriffe selbst durchzuführen.
COVID - 19 hatte das Land lange im Griff. Erst vor kurzem wurden die Bestimmungen in Ecuador gelockert, fahren auch wieder Busse im Land. Wir führen kaum noch Antikörpertests durch. Dafür sind insgesamt 6 Mitarbeiter durch diese Krankheit gegangen. Keiner war ernsthaft erkrankt.
Neue, gebrauchte Geräte: Wir suchen noch immer nach einer Laparoskopie - Einheit und sind auf eine Spende gespannt. Und wenn sie Wirklichkeit wird, dann muss sie durch den Zoll in Ecuador, wieder ein Papierkrieg, der sich aber lohnt. Wir beten für ein Röntgengerät im OP (Flouroskopie).
Unser Ultraschallgerät ist am Ende. Genau zwei Jahre hat es uns gute Dienste geleistet - ein Geschenk aus den USA. Doch jetzt gibt es keine Ersatzteile mehr und ein Techniker müsste für teures Geld aus Kolumbien eingeflogen werden. Wir haben uns entschlossen, ein neues Gerät zu kaufen mit Garantie, noch mehr Möglichkeiten und 10 Jahre Ersatzteile - Garantie. Ultraschall ist für uns ein wichtiger Bestandteil unserer Klinik und wir haben einen Allgemeinmediziner (natürlich aus Kuba), der 4 Jahre lang in einem staatlichen Hospital alle Ultraschalluntersuchungen durchführt hat - eine große Hilfe - für wie lange bleibt er bei der Minimalbezahlung bei uns?
Im November beginnt das zweite Jahr des Kaufvertrages mit Reach Beyond und wir sollten wieder die Jahresrate innerhalb von 12 Monaten abbezahlen. Derzeit sind wir "Eigentümer zu 33%". Wir warten auf Hilfe von außen.
Umstellung ist uns wichtig. Andere übernehmen Verantwortung. Und wir bauen auf viele Freunde, die uns in Gebet und Gaben zur Seite stehen. Derzeit verbringt Sophia Kiewel das dritte Mal einen Einsatz in Shell. Sie kam vor zwei Jahren als Kurzzeitlerin über die DMG zu uns. Derzeit ist sie in ihrer Ausbildung im OP einer Uniklinik. Ihren "Urlaub" verbringt sie bei uns im OP und ist auch sonst hilfreich dabei. Es ist noch Platz für andere kurz- oder längerfristige Hilfe.
Umstellung von Verantwortung ist derzeit Priorität in unserem Hospital, denn in wenigen Wochen werden wir die Notaufnahme renoviert und erweitert haben. Dann bieten wir Notfallbehandlung zunächst erst bis Mitternacht an. Die komplette Öffnung als Hospital erfordert deutlich mehr Personal und das wollen wir schrittweise erproben. Aber dazu muss das erweiterte Team erst einmal geistlich zusammenwachsen. Nur dann sind wir ein Zeugnis nach außen. Deswegen kleine aber mehrere Schritte.
Dank für alle kleine und große Hilfe über die Deutsche Missionsgemeinschaft und die Mexikoarbeit (FMIB).Eckehart & Klaudia Wolff
Sonntag, 6. September 2020
Änderungen einer Kultur
Immer wieder haben wir berichtet, wie die "Welt der Weißen" in den Urwald eindringt. Immer mehr Gebiete werden zu Viehweiden und Ackerflächen. Derzeit wächst vor allem von Brasilien her oft durch Chinesen der Handel mit Holz, allen voran von Balsaholz. Die Indigenen an den großen Flüssen haben plötzlich Geld. Handytelefone sind auch dort Standard.
Wir haben auch schon darüber berichtet, wie die Schulbildung bis zum Abitur hin das Leben der Menschen des Urwaldes verändert. Es sind häufig die Lehrer, die sich an den Mädchen vergehen. Wenn bisher ein junger Mann mit 16 - 18 und eine junge Frau mit 13 - 15 geheiratet haben, ist nun eine Ehe unter 18 Jahren grundsätzlich verboten, was sich in der Praxis aber erst langsam durchsetzen wird.
Ich merke derzeit bei meinen Patienten ebenfalls Änderungen.
Eine Huauranifrau kommt mit ihrem 3-Jährigen in die Sprechstunde. Nach kurzen Untersuchungen steht fest: Der Kleine leidet an einem bösartigen Lebertumor. Die Mutter hat sich vom Vater des Kindes getrennt, lebt hier in einer Siedlung von besetztem Land. Sie lebt von Gelegenheitsarbeit. Jetzt muss sie zur Behandlung nach Quito. Dort werden über Wochen Voruntersuchungen durchgeführt, bei der sie in der Praxis viel selbst bezahlen muss. Das Geld hat sie nicht und mit der Großstadt kommt sie auch nicht klar. Also klappt das wohl so nicht. Doch für die alleinstehende Mutter ist der Junge der ganze Lebensinhalt…………
In ihrem Heimatdorf ist sicher auch nicht alles ideal, aber da sind noch Nachbarn und Familie da. Die Gemeinschaft trägt auch in schwierigen Situationen.
Eine andere >Beobachtungen bei Huauranifrauen ist derzeit, dass erstmals 2 Frauen mit Gallensteinen und entsprechenden Beschwerden kommen. Ich habe nicht NIE in 31 Jahren einen Huaurani wegen Gallensteinen operiert und die sollen jetzt ihren Angehörigen diese seltsame Erkrankung erklären oder gar die Operation.
Grund sind die geänderten Essgewohnheiten, wenn Urwaldbewohner sich hier wie die anderen ernähren. So ändert sich unsere Welt und das fand und findet ständig auf der Welt statt. Die Welt wird immer einheitlicher.
Mittwoch, 2. September 2020
Gas geben und ausgebremst werden, Shell, 02. Sep. 2020 # 1413
so fühlen wir uns derzeit. Wir leben in einer Zeit der Änderungen, denn unser Hospital wächst derzeit besonders bei den operativen Eingriffen. Aber auch ambulante Patienten kommen weiterhin.
Seit Monaten vorbreitet haben wir jetzt die Ausrüstung für Magen-und Darmspiegelungen bereit. Seit Monaten wartet der Gastroenterologe darauf. Jetzt hat er abgesagt. Wir suchen erneut. Ich werde jetzt langsam anfangen und das Team darin schulen.
Ein Augenarzt hat Anfang Januar angefangen, dann konnte er wegen Corina nicht kommen, weil er zu weit weg wohnt. Jetzt hat auch er abgesagt.
Ein Kollege war die ganze Zeit schon oft schlecht gelaunt und hat für ein schlechtes Klima gesorgt. Heute hat ER von sich aus gekündigt und wir sind froh, dass wir ihm nicht für teures Geld entlassen mussten.
Der Rest des Teams aber ist stabil. Schwierigkeiten bereiten die Nachtwachen. OPs kommen oft unverhofft als Notfälle oder bei Geburten. Da müssen wir jetzt eine Lösung suchen bei flexiblen Mitarbeitern. Eine feste Nachwache aber lohnt sich finanziell derzeit nicht.
Lichtblick ist aber derzeit eine Gynäkologin, die vor kurzem ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Sie war zum Kennenlernen hier und beginnt in wenigen Tagen ihren Dienst. Zusammen mit einer unserer Allgemeinärztinnen wird sie das Geburtsteam bilden. Diese bisherige Mitarbeiterin hat diese Woche ihre ersten 2 Kaiserschnitte mit sicherer Hand durchführt. Ich darf abgeben. Gynäkologie und Geburtshilfe sind derzeit die Wachstumsmotoren unserer Klinik.
Ein neuer kubanischer Allgemeinmediziner hat dieser Tage bei uns angefangen. Er hat jahrelange Erfahrung im Ultraschall. Hoffentlich bleibt er, denn bei aller Erfahrungen mit Kubanern sind diese oft auf der Suche nach der finanziell attraktivsten Arbeitsstelle und über Nacht wieder weg. Wir haben 4 solcher Kubaner über Nacht verloren.
Der ecuatorianische Allgemeinchirurg wartet immer noch auf den Anfang bei uns, aber das geht nicht ohne die laparaskopische Ausrüstung. Bitte betet, dass sie als Spende erhalten!!!!
Mit einem Kinderorthopäden sind wir im Gespräch für Februar 2021. Aber seine Frau möchte lieber nach Quito ziehen und nicht aufs Land. Wir beten. Und wenn er kommt, braucht er einen C-Bogen, ein Röntgengerät für die OP - Kosten neu $ 120.000,- Wir hoffen auf ein gebrauchtes Gerät.
Mancher wird fragen, warum wir nicht mehr Geduld haben. Klaudia und Eckehart planen ihren Ausstieg. Im April 2021 hört Eckehart mit dem Operieren auf und beschränkt sich auf Sprechstunde und Verwaltung. Im Sommer 2022 wollen wir dann alles abgeben und wegziehen.
In der Verwaltung übt sich eine weitere Person, Leitungsaufgeben von Klaudia zu übernehmen. Wir überarbeiten derzeit alle Arbeitsverträge und müssen sie an die Zukunft mit mehr Nachtdienst und der 24 Std Notfallambulanz anpassen. Ein Mitarbeiter eines staatlichen Hospitals berät uns derzeit in der Abrechnung bei stationärer Behandlung und den OPs. Noch rechnen wir oft pauschal ab, aber wenn die verschieden Ärzte ihren Anteil haben wollen und sollen, braucht es mehr Transparenz mit den Nebenwirkung von viel mehr Verwaltungsarbeit.
Wenn wir "Alten" nicht auf Tempo drücken, sind wir noch in 10 Jahren hier. Deswegen müssen Änderungen jetzt hat dabei machen wir sicher auch noch hier und da schlechte Erfahrungen, aber das Risiko müssen wir eingehen und neue Leute sollen ihre Chance bekommen. Danke für alles Gebet für den Wandel!!!