Dienstag, 21. August 2018

Neue Wege

  Das Hospital Vozandes del Oriente in Shell Pastaza, Ecuador war ein US-amerikanisches Krankenhaus, das nach nordamerikanischen Maßstäben geführt wurde und dementsprechend war all Leitung in deren Händen. Die Gelder kamen von dort, die Ärzte und viele Schwestern aus den USA und selbstverständlich waren alle Leiter aus dieser Mission. Das hat sich bei uns grundlegend geändert. Wir bekommen keine Missionare mehr von dort. Auf der anderen Seite wollen viele Universitäten aus Nordamerika ihre Studenten zu uns schicken. Wir erhalten ständig neue Anfragen.
Doch unsere Entwicklung ist eine andere. Unsere Ärzte kommen derzeit aus Kuba. Das hat den Grund, dass sie im Ausland tätig waren, aber nun aus verschiedenen Gründen nicht mehr nach Kuba zurückkehren wollen und hier als Team zusammen gewachsen sind. Sie haben ihren Platz gefunden. Derzeit arbeiten drei Kubaner mit uns. Aber wir brauchen mehr Personal. Ein Röntgenassistent ist wichtig, denn nur einer der beiden jetzigen hat einen staatlich anerkannten Titel. Außerdem brauchen wir eine Kraft für die Ultraschalluntersuchungen. Und da kommt uns der Umstand zugute, dass derzeit viele Venezolaner nach Ecuador kommen. Fast 2,5 Mio. Menschen von dort haben in den letzten vier Jahren ihrer Heimat den Rücken gekehrt. In unserer Wirtschaftskrise wird der Arbeitsmarkt in Ecuador von Tausenden von Menschen überschwemmt, die für Billigstlohn Arbeit suchen, um zu überleben. (Vergleicht das einmal mit dem Flüchtlingsstrom in Europa!) Wir haben jetzt eine Röntgenassistentin aus Venezuela gefunden, die hierher ziehen will. Sie lebt seit einigen Jahren in Guayaquil, aber die Bezahlung ist gering und unregelmäßig. Hier wird sie gering, aber regelmäßig bezahlt werden. Sie ist Christin und lebt mit ihrem Freund zusammen. Wie könnt Ihr die dann annehmen? Die beiden können nicht heiraten, denn dazu brauchen sie Papiere aus dem Heimatland, die extrem schwer und teuer zu beschaffen sind. Deswegen haben sie diesen Schritt noch nicht getan.
  Und das beste am Ganzen: Sie hat Erfahrungen im Ultraschall und könnte vor allem morgens das Röntgen und den Ultraschall übernehmen - eine lange Gebetserhörung!
  Jetzt haben wir auch noch eine Allgemeinmedizinerin gefunden, die bereit ist, nach Shell zu ziehen. Sie kommt aus Bolivien aus dem Stamm der Aymara und hat in Kuba ihre Ausbildung gemacht. In den Städten bekommt sie keine Anstellung. Sie würde gut in unser Team passen. Wir sind noch am Abwägen, wann und wie sie anfangen soll. Dann brauchten wir keine Aushilfsärzte mehr und wären ab Anfang September komplett. (für wie lange?)
  Unsere Pläne von vor 5 Jahren, ein Missionskrankenhaus mit Ausländern zu führen, ist wahr geworden. Die Mitarbeiter kommen nicht mehr aus Nordamerika, Wir sind noch 3 Europäer, von denen Klaudia und ich schon unser Ende der ärztlichen Tätigkeit sehen. Es sind Ecuatorianer und viele Ausländer, ganz anders als geplant, aber nach wie vor mit einem klaren Auftrag, das Evangelium von Christus weiter zu sagen.

Sonntag, 12. August 2018

Überschwemmung in Ecuador:                                Quito, 12. August 2018   # 1376

Es ist nicht das Klima, das uns zu schaffen macht, auch wenn in Shell statt Mitte Juli die Regenzeit einen Monat später noch immer nicht ganz zu Ende ist. Wir würden gerne Einiges nach Deutschland oder Schweden abgeben. Derzeit ist es die Überschwemmung, die aus Venezuela kommt. Zu Tausenden verlassen die Menschen legal oder illegal das Land Richtung Kolumbien, Ecuador und Peru. Es gab Tage mit bis zu 4000 Flüchtlingen, die über Kolumbien hier ankommen.
In unserer Gemeinde in San Marcos hat eine junge Frau die Kinderbetreuung übernommen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit Kinderhüten die Woche über, wenn die Eltern arbeiten. Studiert hat sie Jura, aber in diesem Beruf bekommt sie hier keine Chance.
Ein Abteilungsleiter der dortigen Stromgesellschaft hat die Arbeit verlassen, weil das Einkommen nicht mehr reichte. Der  Tagesverdienst von umgerechnet 1 - 2 Dollar reicht für eine Familie nicht aus. Er kam nach Quito, hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Später kam seine schwangere Frau, die hier entband. Nun haben sie deshalb eine ecuatorianische Daueraufenthaltsgenehmigung. Danach hat er die anderen 4 Kindern von den Großeltern geholt. Dort haben sie direkt am Meer gelebt - jetzt in der Höhe und Kälte von Quito.
Um Quito gibt es einige Camps mit Zelten für diese Flüchtlinge. Menschen spenden Nahrungsmittel. Vor allem warme Kleidung wird gebraucht. Der Staat kümmert sich um die medizinische Versorgung. Der Andrang ist aber so groß, dass jetzt für 3 Provinzen der Ausnahmezustand deklariert wurde.
Warum fliehen so viele Venezolaner? Die sozialistische Regierung von Hugo Chávez, den einige wie einen Heiligen verehren, sitzt auch mit dem Nachfolger Nicolás Maduro fest im Sattel. Im Parlament hat zwar die Opposition längst die Mehrheit aber über viele Tricks ist das Parlament ausgeschaltet. Schon vor Jahren berichten führende Militärs, dass der Sozialismus bleibt, wie immer auch Wahlen ausgehen. So wurden alle Gegner ausgeschlossen, sitzen im Gefängnis, werden gefoltert oder sind geflohen wie etwa die leitende Staatsanwältin. Die Flüchtlinge berichten von Schikanen überall und eine nie dagewesenen Korruption. Wer zum Regime gehört bereichert sich auf allen Wegen. Kleine Firmen werden besteuert. Die Staatseinahmen sind derzeit einzig und allein das Erdöl, aber da haben sich die USA und andere Länder gesperrt. Derzeit greift China mit Erdölkäufen und neuen Krediten dem Land unter die Arme unter dem Motto: "Der Feind der USA ist mein Freund!" So kann sie das Regime länger halten. Nach Monaten der Proteste und vieler Toten, kleineren Rebellionen im Militär gibt es keine Hoffnung auf Besserung. Die Inflation ist in die Millionen gestiegen - Da streicht man einfach mehrere Nullen und die Währung stimmt offiziell wieder. In Venezuela hat sich ein Regime etabliert, dass nur überleben kann, wenn es an der Macht bleibt.
Nur laufen die Menschen weg. Für Wahlen braucht man laut Verfassung aber einen hohen Prozentsatz von Stimmen. Die gibt es aber nicht mehr, weil Millionen Venezolaner außer Landes sind. Also bekommen andere die Stimmzettel, wer auch immer????
Menschlich gesehen gibt es keine Hoffnung. Deswegen kommen die Menschen zu uns in unserer Finanz- und Wirtschaftskrise nach dem Expräsidenten Rafael Correa und seinen immensen Schulden. Aber Latinos helfen einander, und wenn es um bettelnde oder Bonbons verkaufende Menschen an vielen Ampeln sind. Der Sozialismus hierzulande hat starken Blessuren bekommen, die vielen Flüchtlinge verstärken das.

Donnerstag, 2. August 2018

Der Plan nimmt Formen an.   

Die Aufgaben werden immer mehr. Am Anfang konnten wir noch alle Geschäfte unserer Klinik in der Hand haben, uns um unser Personal kümmern und auch noch Patienten behandeln. Erstens werden wir älter und ermüden schneller, aber zweitens gibt es mehr und mehr Verbindungen nach außen. Beispiele:
Mit der Sozialversicherung können wir das Meiste Online machen, das haben wir an die Verwaltung abgegeben und kontrollieren nur noch.
Das Umweltministerium "bedient" eine unserer Zahnärztinnen, die weniger in ihrem Beruf zu tun hat und der diese Aufgabe Spaß macht. Außerdem kümmert sie sich um Verbindungen zu Versicherungen, die  laut Vertrag  im nächsten Monat bezahlen müssen, es aber nicht immer tun.
Derzeit sind wir dabei die Statuten unserer Stiftung auch verschiedenen Gründen zu ändern . Das bedeutet Besuche beim Gesundheitsministerium in Quito, das vor Kurzem in den Süden der Stadt umgezogen ist. Das bedeutet wieder ein Tag in Quito und eine Stunde Reise in den Süden - also ist der gesamte Vormittag für einen Besuch weg. Besonders bei der Antwort: Kommen sie morgen wieder! Und gerade in diesem Monat, bei dem uns zwei wichtige Ärzte fehlen, ist unsere Arbeitskraft hier in Shell noch mehr gefragt.
Jetzt kommt der Vertrag mit Reach Beyond über den Kauf des Geländes, der Häuser etc. Das schaffen wir nicht mehr alleine und brauchen eine wirkliche Hilfe, nicht nur eine weitere Hilfskraft. Und die haben wir gefunden, auch wenn die Kosten dadurch wieder steigen.

David Montero ist der Sohn unseres ehemaligen Pastors des Hospitals Jesús Montero, der vor einigen Jahren leider an Krebs verstarb. David ist von hier, hat studiert und zusätzlich eine 4-jährige Bibelschule besucht. Er hat einige Jahre Alas de Socorro geleitet, die Missions-Flug-Gesellschaft hier in Shell, die immer noch in den Urwald fliegt und die Dörfer versorgt.
Er ist verheiratet mit einer Amerikanerin und sie haben bald 2 Kinder, ein behindertes, angenommenes und bald ein eigenes. Die Familie wird ab heute unsere Nachbarn sein und hier auf dem Gelände einziehen. Seine Aufgabe wird am Januar die Verwaltung der Häuser sein, denn einige davon müssen renoviert werden. Dazu könnten wir dann Arbeitsteams aus den USA einladen, die uns bei solchen Aktionen helfen können.
Am Wichtigsten ist aber derzeit die Hilfe bei den Behörden und den Rechtsanwälten für den Vertrag beim Kauf des Geländes und der ganzen Einzelheiten. Reach Beyond hat sich da zurückgezogen, will Kosten sparen und lässt uns erst einmal machen.
Und unsere website könnte endlich besser werden, denn die beiden werden den englischen und spanischen Teil übernehmen - ein Wunsch seit Jahren - Danke!

Und gleichzeitig erhalten wir dieser Tage ein völlig neues und komplettes Softwaresystem für die Verwaltung der Klinik, das alle Aktivitäten beinhaltet, die Daten für das Finanzamt automatisch bedient, die Sozialversicherung, das Inventar, die Abschreibungen, etc. etc. Dann können wir Verantwortung  an die einzelnen Abteilungen abgeben.

Unser Wunsch ist nicht einen neuen "König"  zu krönen, sondern ein Team zu formen, das eigene Entscheidungen miteinander trifft. Wir sind gespannt, ob das neue Team auch zusammen arbeitet.

Am Schluss noch eine andere Information:
Unser persönlicher blog Andenwoelffe.blogspot com ist seit den EU - Bestimmungen Ende Mai geschlossen worden. Wir mussten einen neuen eröffnen: Andenwoelffe2.blogspot.com