Überschwemmung in Ecuador: Quito, 12. August 2018 # 1376
Es ist nicht das Klima, das uns zu schaffen macht, auch wenn in Shell statt Mitte Juli die Regenzeit einen Monat später noch immer nicht ganz zu Ende ist. Wir würden gerne Einiges nach Deutschland oder Schweden abgeben. Derzeit ist es die Überschwemmung, die aus Venezuela kommt. Zu Tausenden verlassen die Menschen legal oder illegal das Land Richtung Kolumbien, Ecuador und Peru. Es gab Tage mit bis zu 4000 Flüchtlingen, die über Kolumbien hier ankommen.
In unserer Gemeinde in San Marcos hat eine junge Frau die Kinderbetreuung übernommen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit Kinderhüten die Woche über, wenn die Eltern arbeiten. Studiert hat sie Jura, aber in diesem Beruf bekommt sie hier keine Chance.
Ein Abteilungsleiter der dortigen Stromgesellschaft hat die Arbeit verlassen, weil das Einkommen nicht mehr reichte. Der Tagesverdienst von umgerechnet 1 - 2 Dollar reicht für eine Familie nicht aus. Er kam nach Quito, hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Später kam seine schwangere Frau, die hier entband. Nun haben sie deshalb eine ecuatorianische Daueraufenthaltsgenehmigung. Danach hat er die anderen 4 Kindern von den Großeltern geholt. Dort haben sie direkt am Meer gelebt - jetzt in der Höhe und Kälte von Quito.
Um Quito gibt es einige Camps mit Zelten für diese Flüchtlinge. Menschen spenden Nahrungsmittel. Vor allem warme Kleidung wird gebraucht. Der Staat kümmert sich um die medizinische Versorgung. Der Andrang ist aber so groß, dass jetzt für 3 Provinzen der Ausnahmezustand deklariert wurde.
Warum fliehen so viele Venezolaner? Die sozialistische Regierung von Hugo Chávez, den einige wie einen Heiligen verehren, sitzt auch mit dem Nachfolger Nicolás Maduro fest im Sattel. Im Parlament hat zwar die Opposition längst die Mehrheit aber über viele Tricks ist das Parlament ausgeschaltet. Schon vor Jahren berichten führende Militärs, dass der Sozialismus bleibt, wie immer auch Wahlen ausgehen. So wurden alle Gegner ausgeschlossen, sitzen im Gefängnis, werden gefoltert oder sind geflohen wie etwa die leitende Staatsanwältin. Die Flüchtlinge berichten von Schikanen überall und eine nie dagewesenen Korruption. Wer zum Regime gehört bereichert sich auf allen Wegen. Kleine Firmen werden besteuert. Die Staatseinahmen sind derzeit einzig und allein das Erdöl, aber da haben sich die USA und andere Länder gesperrt. Derzeit greift China mit Erdölkäufen und neuen Krediten dem Land unter die Arme unter dem Motto: "Der Feind der USA ist mein Freund!" So kann sie das Regime länger halten. Nach Monaten der Proteste und vieler Toten, kleineren Rebellionen im Militär gibt es keine Hoffnung auf Besserung. Die Inflation ist in die Millionen gestiegen - Da streicht man einfach mehrere Nullen und die Währung stimmt offiziell wieder. In Venezuela hat sich ein Regime etabliert, dass nur überleben kann, wenn es an der Macht bleibt.
Nur laufen die Menschen weg. Für Wahlen braucht man laut Verfassung aber einen hohen Prozentsatz von Stimmen. Die gibt es aber nicht mehr, weil Millionen Venezolaner außer Landes sind. Also bekommen andere die Stimmzettel, wer auch immer????
Menschlich gesehen gibt es keine Hoffnung. Deswegen kommen die Menschen zu uns in unserer Finanz- und Wirtschaftskrise nach dem Expräsidenten Rafael Correa und seinen immensen Schulden. Aber Latinos helfen einander, und wenn es um bettelnde oder Bonbons verkaufende Menschen an vielen Ampeln sind. Der Sozialismus hierzulande hat starken Blessuren bekommen, die vielen Flüchtlinge verstärken das.
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