Freitag, 17. April 2020

Wie geht das Leben weiter im Shut-Down von Crona?


Ecuador ist wie immer ein Land großer Gegensätze. Viele Coronapatienten an der Küste, vor allem in der Hafenstadt Guayaquil. Dort ist Vieles zusammengebrochen: Ausgangssperre wie im ganzen Land von 14:00 > 5:00, keinerlei Busverkehr. Nur landwirtschaftliche Produkte, Fischerei, Transport für die Grundversorgung wie Gas/Benzin sind erlaubt und medizinische Notfälle. Die staatlichen Krankenhäuser haben die normale Sprechstunde seit 4 Wochen gestoppt, Tendenz anhaltend. Nur Notfälle werden behandelt und kaum einer traut sich noch in die Hospitäler.

Zweiter Hotspot des Virus ist derzeit Quito. Auch dort füllen sich die Krankenhäuser. Ansonsten angespannte Ruhe.

Und die Presse berichtet über katastrophale Zustände an der Küste. Dort ist die Infrastruktur zusammengebrochen. Die Behördenbüros sind zu oder online. Ärzte kommen nicht mehr ins Haus bzw. man kommt nicht mehr in die Arztpraxis weil Transporte fehlen. Also stirbt man zuhause. Niemand holt die Leiche ab, kein Totenschein, die Preise für Särge sind gestiegen, Beerdigung der Familie untersagt. Da legt man aus Verzweiflung den Toten auf die Straße. Jetzt haben Militär und Polizei ca 800 Leichen abgeholt - Massengräber ohne Namen, hat aber nur indirekt etwas mit Corona zu tun - oder vielleicht doch? Wer weiß?

Wie überall auf der Welt leiden die Menschen, besonders die kleinen Handwerker und Läden, die keine Lebensmittel verkaufen. Die totale Blockade bleibt. Die Schulen machen dieses Schuljahr nicht mehr auf, Busse fahren nicht. Jedes Auto darf nur innerhalb der Provinz einen Tag in der Wochen fahren, jeder hat einen Einkaufstag  je nach Endnummer des Personalausweises. Über 65-Jähre dürfen gar nicht mehr aus dem Haus. Viele staatliche Hilfen gibt es nicht. Das Land war vorher schon pleite. Jetzt zahlen wenige Steuer. Wo bleibt da ein Spielraum für die Armen?

Wie überleben? Die sozialen Medien sind ein Segen, nicht nur für Kirchen. Überall gibt es kleine WhatApp-  oder ähnlich Gruppen. Wir brauchten Kabel, um die Renovierung voran zu bringen. Da wird der Hintereingang des Geschäftes genannt und eine Telefonnummer, wenn man in der Nähe ist. Heute war ein Friseur im Hospital, während der Arbeitszeit. Er hatte seinen Tagesverdienst. Autowerkstätten bieten den Service zuhause an, wenn einer einen Stellplatz im Hof hat. Nach der Starre des Anfangs kommt das Leben zurück. Wir hatten erstmals einige Geburten, weil die Frauen nicht in staatliche Einrichtungen gehen wollten. Doch die Bezahlung .... später, weil wir noch keinen Lohn ausgezahlt bekamen. Der Staat bezahlt seine Lehrer mit einiger Verzögerung. Dabei müssen sie auch jetzt hart arbeiten. Es ist besonders hart, weil viele Schüler kein Internet zuhause haben - also braucht es andere Wege, um die Hausaufgaben zu vermitteln.

Wir haben wenige Patienten, also wollen wir einen besonderen Service anbieten: Antikörpertext nach evt. Coronainfektion. Ein einfacher Test, der aber erst nach genauer Befragung und Untersuchung  Sinn macht. Alles fertig. Wir haben den Test. Viele warten. Dann ein Stopp durch das Gesundheitsamt und eine Unmenge Vorschriften für den Test mit nochmals verschärfter Schutzkleidung für Personal und Patient. Dabei machen wir den Test nur bei Gesunden, die die Krankheit überwunden haben. Viel warten darauf, doch ein "Beamter" verteidigt seine Macht und droht andererseits mit Klinikschließung. Also dauert alles. Dabei sind es gerade die Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitsdienstes der Provinz, die den Test haben wollen.

So geht es uns "noch" gut inmitten des Chaos. Wir versuchen genauso flexibel zu sein, wie der Rest der Bevölkerung.

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