Arzneimittelversorgung:
Neben all den sonstigen Problemen möchte ich heute einmal über unsere Medikamente schreiben.
Ein wichtiger Teil unseres Servicepaketes sine die Medikamente. Wer hier kommt. möchte nicht nur untersucht und mit so viel wir möglichen Untersuchungen versorgt werden (Labor, Röntgen, Ultraschall, Papanicolao etc), sondern auch gleich die Medizin kaufen. Das alles zusammen in einer Hand ist unsere Stärke und die Menschen erwarten das.
Die Apotheke ist zwar nicht unser wichtigstes Geschäft, aber nach langer Zeit trägt sie sich leicht positiv, denn dafür haben wir eine extra Kraft einstellen müssen, die auch bezahlt werden will.
Eine Apotheke kann hier laut Gesetz 20 % Gewinn machen, doch die Realität sieht anders aus. Die Firmen verkaufen uns die Medikamente für einen anderen Preis und selten sind da 20 % Gewinn drin, denn der Verkaufspreis ist auf der Verpackung aufgedruckt. Wer über diesen Preis verkauft, ist illegal. Dafür feilschen wir jedes Mal um Extrapackungen, die wir kostenfrei dazu bekommen, die wir aber verkaufen können. So kommen wir manche Monate auf sogar über 20%, meist aber nicht. Jeder Monat der Lieferungen ist also ein neues Feilschen und da ist auch schnell ein persönliches Geschäft unter der Hand mit der einheimischen Kraft am Laufen.
Aber viel mehr Sorgen haben wir bei den Medikamenten der Anästhesie. Zum Glück haben wir noch viele Flaschen Sevorane, einem Narkosegas für Vollnarkosen, denn das ist teuer und wir haben es aus der Vergangenheit hinüber gerettet. Ein Freund hat das in einem staatlichen Krankenhaus über die Jahre mit Flaschen neueren Verfallsdatums ausgetauscht. So haben wir Vorrat.
Aber die Rückenmarksnarkose machte uns Sorgen. Die Medikamente gibt es seit ca. 1,1/2 Jahre nicht mehr. Selbst staatliche Häuser machen zunehmend Vollnarkosen, was besonders bei Kaiserschnitten für das Kind gefährlich werden kann. Es gab wohl einen Zwischenfall mit Neugeborenen mit einem "gepanschten" Medikament. So sind seit 1 1/2 Jahren diese Medikamente nicht mehr auf dem Markt und es gibt keine neuen Lieferungen mehr.
Wir haben jetzt aus lauter Verzweiflung von einer Firma mit aller Garantie solche Medikamente unter der Hand erworben. Unser Betrieb muss weiter gehen.
Ähnliches läuft derzeit mit Lokalanästhesie (Lidocain). Solche Fläschchen zu 50 ml werden nur an staatliche Institutionen abgegeben. Private Institutionen gehen da leer aus. Die Firmen dürfen sie nicht an andere verkaufen. Aber wie sollen wir kleinere Eingriffe ohne diese örtliche Betäubung durchführen? Not macht erfinderisch. Wir kaufen jetzt von einem staatlichen Hospital, das diese Medizin nicht in einer solchen Menge braucht. Hier darf aber kein Geld fließen. Sie werden uns eine Liste mit Medikamenten im gleichen Wert schicken, dann tauschen wir aus und bezahlen den Transport.
Betäubungsmittel sind in Ecuador wie in Europa unter besonderer Kontrolle. Ein Anästhesist berichtet, dass in seinem Haus etwa Fentanyl, ein wichtigstes Medikament bei der Narkose, nur in 20 ml Fläschchen angeliefert wird. Also wird für den ersten Patienten des Tages das Medikament berechnet, auch wenn dieser viel weniger benötigt. Den Rest bekommen andere Patienten ohne irgendwelche Kontrollen. Da ist dem Missbrauch Tor und Tür geöffnet. Wir haben früher im Hospital Vozandes del Orient in Shell jeder ml abgerechnet.
Wir merken, wie der Sozialismus krampfhaft versucht, den medizinischen Mark zu regulieren. Für die eigene Versorgung ist es gut. Andere leiden und suchen ihre Wege, zu überleben.
Doch besonders das staatliche System hat große Lücken, die nie geschlossen werden können.
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