Donnerstag, 21. Mai 2020

Menkaye ist tot

Er ist als alter Mann gestorben und war darauf vorbereitet. Seine Kräfte schwanden in den letzten Jahren. Er konnte nicht mehr auf Bäume klettern, kaum noch laufen. Vor über 6 Monaten brach er sich das Handgelenk, das ich, Eckehart, im einrenken konnte. Seine Knie zeigen starke Arthrose, alles Dinge, die die Menschen im Urwald jetzt lernen, denn das gab es bisher nicht. Menschen wurden nicht so alt.
Ich spreche von einem Huahurani, der ab und zu in unser Hospital kam. Er war Teil der Gruppe von Kriegern, die im Januar 1956 die 5 Missionare ermordeten, Jim Elliot, Nate Saint und drei weitere hatten versucht zu diesem Stamm mit dem Evangelium zu gelangen. Sie landeten auf einer Sandbank am Curarayfluß, bauten sich ein Baumhaus. Am nächsten Tag wurden sie überfallen und starben alle.
Ihre Mörder triumphierten über die 5, die sich nicht wirklich wehrten.
Es ist die Geschichte von Shell, denn von hier ging dann doch das Evangelium von Jesus Christus in den Dschungel, diesmal im zweiten Anlauf durch die Frauen und eine Schwester der Missionare. Es kam zu einer geistlichen Wende und es entstanden Gemeinden eigener Prägung und Kultur - Huahuranigemeinden eben. Und mitten drin die Mörder von damals, die längst ihre Tat bereuten und beim Aufbau der Gemeinde mithalfen.
Die Kultur der Indigenen veränderte sich bei den Meisten des Stammes. Das gegenseitige Morden hörte auf. Blutrache dezimierte die Bevölkerung seit langer Zeit. Wer über 40 Jahre wurde galt als Alter. Sie kannten keine Altersbeschwerden. Das hat sich jetzt geändert. Aber bei allen Beschwerden - die Freude über ein Neues Leben blieb. Die "Alten Herren", die immer wieder zu uns mit ihren Beschwerden kamen, strahlten etwas aus bei aller Sprachschwierigkeit.
Teil unseres Team ist eine Huauranifrau, dier wir eine Ausbildung als Schwesternhelferin finanzieren und die hier arbeitet. Sie ist die Enkelin von Menkaye. In ihrem Stamm gilt sie als Krankenschwester und ist geachtet, wenn sie dort auftaucht.
Unser Hospital sieht sich in der Nachfolge der 5 ermordeten Missionare, die damals bei Bau des ersten Hospitales, dem Holzbau auf Stelzen kräftig mitgearbeitet haben, dass es ein Hospital auch für Urwaldindianer wird. Geschichte bleibt nicht stehen. Sie wird fortgeschrieben. Menkaye hat jetzt den Stab an seine Enkelin weitergegeben. Wir freuen uns, so einen neuen Grundstein für die Huauranis legen zu dürfen.

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