Dienstag, 8. Oktober 2019

Ecuador im Chaos

Vor 5 Tagen hat die Regierung das Ende der Subsidien für Benzin und Diesel beschlossen, was im Klartext eine Verdoppelung der Spritpreise bedeutet. Neben den Spritpreise wurden aber auch die Gehälter der staatlichen Angestellten um 20% und deren Ferien auf wie hier üblich 15 Tage reduziert. Auf der anderen Seite wurden die Sozialleistungen für die arme Bevölkerung drastisch erhöht.
Zunächst haben daraufhin die Transportunternehmen zwei Tage lang gestreikt, danach das ganze Land. Es sind in erster Linie die Indianer der Sierra und nun auch des östlichen Tieflandes. Die Straßen sind gesperrt und Städte werden von den Indigenen belagert. In unserer Provinzhauptstadt Puyo und in Riobamba haben sie die Provinzverwaltung besetzt. Die Geschäfte sind zu, Tankstellen leer. Wer zur Arbeit will wie unsere Mitarbeiter, muss laufen. Einige Motorräder fahren Menschen für horrende Preise einige Kilometer bis in die Nähe der nächsten Streikposten, doch denen werden dort die Reifen nicht nur zerstochen, sondern aufgeschlitzt.
In Ambato wurden Antennen für Radio und TV besetzt. Es werden keine Programme mehr ausgestrahlt.
Viel schlimmer aber ist der Pöbel, die das Chaos nutzt. Es wurden Läden mit Waschmaschinen, Fernsehen etc. geplündert, Apotheken und Handyläden ausgeraubt. Das sind einzelne Vorkommnisse, aber da tobt sich der Pöbel aus und zerstört.

Die Indigenen sind bestens vernetzt. Ganze Dörfer aus dem Hochland sind derzeit unterwegs, um am Mittwoch in Quito zu demonstrieren. Und alle müssen mit, ob einer will oder nicht. Ziel ist, die Regierung zu stürzen. Dahinter stecken auch andere Kräfte wie der ehemalige Präsident Correa und seine Freunde, natürlich nur verdeckt.

Was dieser Tage offen zu Tage tritt ist eine enorme Wut, die sich in Zerstörung und Raub entlädt. Aber es wird auch deutlich die Kultur der indianischen Lebensweise. Sie müssen und können nur gemeinsam reagieren und die Leiter legen das fest. Deswegen müssen sie mitmachen, ob es gefällt oder nicht. Wie viele Christen gibt es nicht unter ihnen, die das gar nicht wollen, aber das spielt keine Rollen. Sie sind Teil des Ganzen. Individualismus gibt es nicht.

Und auf der anderen Seite hunderte von Polizisten und sicher auch Militärs, die den Regierungssitz schützen müssen. Sie knien auf dem Platz und beten zusammen vor dem großen Einsatz.

Wir brauchen das Gebet vieler, dass es dieses Mal nicht wieder zum Regierungszusammenbruch kommt. Der Präsident ist vorsichtshalber schon mal in Guayaquil. Die Mehrheit der Bevölkerung steht nach wie vor noch hinter ihm, aber das Gesetz der Straße ist oft Ton angebend. Die nächsten Tage entscheiden.

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