Freitag, 13. Dezember 2019

Jetzt doch noch einen Weihnachts - Bedanke-Mich-Brief

Eckehart kam aus Deutschland zurück und wir sind gerührt von so vielen Beileidsbekundungen zum Tod seiner Eltern. Wir fühlen uns eingebunden in ein Netz von Freunden, die uns begleiten. Das ist ein besonderes Privileg.
In Eckeharts Abwesenheit durfte Klaudia die Papiere der Stadtverwaltung empfangen. Wir sind nun offiziell Besitzer des Geländes, haben ordentlich dafür bezahlt. Es wurde uns kein Abstrich gemacht. Die Stadt braucht das Geld.
Wir haben danach die erste Anzahlung an Reach Beyond gemacht, 8% laut Vertrag. Im Januar geht es dann weiter. Wir merken, wie Gott unseren Zeitplan gestaltet. Wie Eckeharts Besuch in Deutschland liegt alles in Seiner Hand. Wir haben durch den Zeitverlust zwischen mündlicher Absprache mit Reach Beyond von 1 1/2 Jahren jetzt mehr Zeit zum Bezahlen.
Die Renovierung liegt im Zeitplan. Ende 2019 werden wir die Hälfte des Hospitales renoviert haben. Dann beantragen wir die Erlaubnis für eine Tagesklinik mit der Möglichkeit der Übernachtung eines Patienten.
Ein großes Problem ist das blutige Abwasser im OP und bei den Geburten. Das Umweltministerium will uns zu einer teure Aufbereitungsanlage zwingen. Wir holten uns Rat von anderen Kliniken und da gibt es weitaus billigere Wege ohne großen Umbau. Daran arbeiten wir derzeit. Das ist ein Riesengeschenk für uns.
Wir freuen uns über die Spenden, die bisher für uns eingegangen sind. Dank für die vielen kleinen und großen "Weihnachtpäckchen", die uns Eure Unterstützung beschert haben. So können wir die nächste Quote im Januar bezahlen. Auch bei der Mexikomission hat der Geschäftsführer gewechselt. Unser Freund Dr. Hans Mammele liegt im Sterben. Eckehart konnte sich noch von ihm verabschieden. Danke, Hans, für über 50 Jahre persönlicher Freundschaft und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit!!!
Unsere Zukunft im Januar: Wir müssen eine neue Zulassung beantragen und möchten zur Tagesklinik aufstocken. Das gibt uns die Möglichkeit, neue ärztliche Dienst anzubieten. Basis wird die Allgemeinmedizin bleiben. Dazu kommen sollen: Gastroenterologie, ein Internist mit Schwerpunkt Schilddrüsendiagnostik/Therapie und 1 - 2 Augenärzte. Da trifft es sich gut, dass der Staat im November über 500 kubanischen Ärzten gekündigt hat. Sie waren damals nach Ecuador eigeladen worden, um hauptsächlich in ländlichen Schwerpunktkrankenhäusern ihre Dienst anzubieten. Spätestens nach den Streikt vom Oktober muss der Staat drastisch sparen und hat diese Verträge mit Kuba beendet. 340 von ihnen sind bereits nach Kuba zurückgekehrt. Viele aber wollen bleiben, weil sie mit Ecuatorianern verheiratet sind. Sie suchen Arbeit in Privatkliniken. So haben wir nicht nur Chance auf neue Ärzte. Ecuatorianer wollen nach wie vor nicht aufs Land. Der Staat hat in den regionalen Häusern ganze Dienst wie Augenheilkunde komplett geschlossen. Das ist unsere Chance. Wir sind dankbar für engagierte Ärzte, bei denen wir aussuchen können. Sie werden auf Honorarbasis vergütet.
So sind wir in der Vorweihnachtszeit dankbar über diese Aussichten. Wir hätten all diesen Zeitplan und die Umstände nicht planen können. Gott hat seinen ganz besonderen Plan/Zeitplan. So wie das Kind Jesus nach der Geburt beschützt wurde, als es der mächtigen Herrscher Herodes verfolgte, so fühlen wir uns beschützt, ohne die politischen und finanziellen Umstände in der Hand zu haben. Das ist unser Zeugnis auch bei der Weihnachtsfeier unseres Teams an diesem Wochenende.
Euch allen ein Gesegnetes Weihnachtsfest und eine reiche Zukunft im Neuen Jahr

Eckehart & Klaudia

Samstag, 30. November 2019

Abschied:                                                                                  Kurzbrief # 1400
Der November ist immer ein besonderer Monat, in dem wir der Verstorbenen gedenken, auch der Kriegsopfer, was uns weniger betrifft.
Unsere Eltern sind versorgt. Polinnen kümmern sich um sie. Die Eltern können den Service mit ihrer Rente bezahlen und es ist ein Segen, dass sie noch in ihrem Zuhause leben können .
Dann der Anruf, dass Eckeharts Mutter wieder mal im Krankenhaus ist, schließlich die Diagnose: Dickdarmkrebs. Es muss etwas gemacht werden, bevor dieser den Darm komplett verschließt. Ihr Herz ist schwach. Die OP muss verschoben werden. Bei der Einleitung der Narkose dann Herzstillstand - keine Op - Intensivstation - Palliativstation.
Mein Vater wird schwächer, muss mit dem Krankenwagen zur Unterschrift der notwenigen Dokumente seiner Frau gefahren werden - auch er bleibt auf Intensiv und verschlechtert sich täglich - Palliativstation. Da war klar. Eckehart musste fliegen, kam an und konnte mit den Eltern noch sprechen, als sie klar bei Verstand waren.
Meine Geschwister waren anwesend, wir haben uns Tag und Nacht abgewechselt. Die Zeitumstellung kam mir dabei zugute. Kleinigkeiten wie das Hörgerät halfen bei der Verständigung, was man als Außenstehender erst einmal bemerken muss.
Die Eltern waren beieinander, wir bei ihnen. Dann habe ich meinen Vater gehen sehen. 15 min nach seinem Tod war das nur noch eine Hülle, nicht mehr er selbst.
    Beerdigungsvorbereitungen, Sarg aussuchen, Familien und Freunde informieren.... Wir waren beschäftigt. Vater hatte alles vorbreitet - aber für seine Frau.
Mutter hat bewusst mitbekommen, dass ihr Mann für immer gegangen ist und sie hört auf zu Trinken, schläft und dämmert dahin mit unregelmäßiger Atmung. 29 Std. später ist auch sie gegangen - es bleibt eine Hülle.
Wieder Änderung aller Papieren und Zeitungsannoncen. Ein Abschiedsgottesdienst in ihrer Kirche mit vielen Freunden aus dem Dorf. Viele Gespräche mit den Nachbarn, die ihnen in der Pflegezeit mit Taxiservice, Einkaufen und vielen anderen Hilfen zur Seite gestanden hatten. Die Eltern waren Zentrum einer Kirchengemeinde im Alter gewesen.
Die gemeinsame Beerdigung wird geplant. Es bleiben zwei Tage der persönlichen Trauer. Dann kommen unsere Familien, um die (Ur) Großeltern zu verabschieden. Familientreffen, viele Gespräche und dann die Urenkel, die der "Feier" der Alten eine Zukunft vermitteln.
Sie haben Mandarinen ans Grab mitgebracht. Die Urgroßelten hatten für jede Familie wie üblich eine Kiste Mandarinen bestellt. Die kam an den Tagen des Sterbens bei den Urenkeln an. Sie haben einige als Dank ans Grab gelegt.
Die Beerdigung, gut vorbereitet, mit mitgebrachten Rosen aus Ecuador.
Die Eltern waren vorbreitet, besonders im Glauben. Die Erbschaft ist geregelt. Unter den Kindern gibt es kein Problem. Alles im Frieden trotz der Tränen. Ein gesegnetes Ende, ein Abschied, der zwar weh tut und verarbeitet werden will. Nun sind wir  Kinder in die nächsten, die gehen werden.
    Ein Tag nach der Beerdigung ist Eckehart wieder in Quito und predigt am Sonntag. Das Leben geht weiter. Meine Geschwister trauern jeder auf seine Weise. Wir können Gott nur loben über das Timing. Das Leben geht weiter!!!

Donnerstag, 14. November 2019

Wir sehen Licht am Ende des Tunnels von Shell

    Derzeit ist Tauwetter auf unseren Konten. Sie schmelzen. Die Steuer für die Gemeinde über $ 42.000,-, der Notar knapp $ 9.000,-. Wir dachten schon mehrfach, dass das alles wäre und werden weiterhin von einem Schreibtisch zum anderen geschickt. Aber in einer Woche müsste die Umschreibung des Geländes beendet sein. Dann können wir mit der Schuldentilgung beginnen. Und dabei läuft die Renovierung. Derzeit werden die Patientenzimmer gestrichen, die Sauerstoff- und Absaugungsanschlüsse angebracht. Als letztes kommt dann die Versiegelung des Fußbodens. Zum Jahresende soll dann die Hälfte des Bettenbaus fertig sein mit einer provisorischen Wand zum anderen Teil, der danach renoviert wird.
Wo ist dann das Licht? Wir führen vermehrt ambulante Operationen durch. Das sind Einnahmen. Derzeit gibt es viele Feste in unserer Gegend (Dorffest, Provinzfest etc. etc.). So ist das im November und es kommen weniger Patienten. Das gleichen die Operationen ein wenig aus. Und wir spüren Gottes Schutz. Eine 50-jährige Frau kam mit vielen Myomen, gutartigen Tumoren der Gebärmutter. Alle Voruntersuchungen bei uns und vorher anderswo bestätigten das. Und dann war da ein Bauch voller kleiner Metastasen. Einmal angefangen musste alles zu Ende gebracht werden. Sie hat viel Blut verloren. Jetzt warten wir auf das Ergebnis der Pathologie und können dann die weitere Therapie woanders festlegen.
Eine 16-jährige Patienten mit Downsyndrom hat sich vor einem halben Jahr das Schlüsselbein gebrochen. Ein Teil des Knochens durchbohrte die Haut. Eine chronische Knochenvereiterung haben wir heute operiert. Ganz nahe am Schlüsselbein gibt es wichtige Blutgefäße und Nerven. Ich habe meine Zweifel, dass die heutige OP genug war.
    Und es gibt noch weitere Hoffnung: Ab Januar 2020 wollen wir den Antrag auf eine Tagesklinik stellen. Dann können wir offiziell operieren und auch mal einen Patienten über Nacht hier behalten. Wir brauchen mehr andere Fachärzte - bislang ohne Erfolg.
    Plötzliche eine Änderung im staatlichen Gesundheitssystem: Die vorherige Regierung hatte tausende kubanische Ärzte ins Land geholt, die hauptsächlich in ländlichen Hospitälern arbeiteten. Deren Verträge laufen jetzt aus. Nach letzten Meldungen kostet so ein Facharzt den ecuatorianischen  Staat ca. $ 4000,-/Monat, er/sie selbst erhält davon ca $ 1700,-. Den Rest kassiert der kubanische Staat. Für mich eine Form des Menschenhandels. Dieser Tage wurden all diese Verträge beendet. Sie sollen heimkehren. Doch Viele von ihnen sind mit Ecuatorianern verheiratet, haben Kinder und wollen bleiben. Auf einmal kommt eine Schwemme von arbeitswilligen Fachärzten auf uns zu. Sie suchen Arbeit und sind zu Zugeständnissen bereit.
So werden wir 2020 mit der Erweiterung der Klinik neue Dienstleistungen anbieten.
    Basis bleibt die Allgemeinmedizin. Dazu kommt die Innere Medizin, Augenheilkunde, Gastroenterologie (Magen-Darmspiegelungen) und anderes, was ich heute noch nicht sehe. Diese Ärzte werden aber nicht arbeitsrechtlich angestellt, sondern nur für ihre Arbeit in Sprechstunde und besonderen Leistungen bezahlt, also für uns weniger Risiko (keine Sozialversicherung, kein  Urlaubsgeld etc.).
    Das ist eine weiterer Schritt, aber auch mehr Arbeit bei der Integration in unser Team. Wir können ihnen weniger vorschreiben. Beide Seiten können sich über Nacht trennen.
    Und ein letzter Aspekt zu diesem Thema. Beispiel Gastroenterologe. Er macht seine Magen-Darmspiegelungen, aber die Sedierung des Patienten, um ihn dazu ruhig zu stellen, haben wir selbstverständlich früher selbst mitgemacht. Er muss jetzt lernen, das ohne einen Narkosearzt selbst zu machen. Die neuen Ärzte, die kommen, haben kein erweitertes Können mehr. Sie sind gute "Schmalspurärzte" - Chance für unsere Allgemeinärzte, da die Kontrolle zu übernehmen! Wir müssen lernen, neue Maßstäbe zu setzen.

Montag, 14. Oktober 2019

Ist der streik vorbei? JA oder NEIN?

Das Wochenende war der Höhepunkt des Streiks. Tausende  neuer Indios kamen in die Stadt Quito, um den Protestierenden zu helfen. Aber auf der anderen Seite - und das hat wohl wenig mit den Indigenen zu tun, gab es eine Welle der Zerstörung in der Hauptstadt. Ein Regierungsgebäude wurde gestürmt, total verwüstet und angezündet, sicher ca. 12 Stockwerke verwüstet. Straßen aufgerissen, um Steine zu haben. Sie haben auch mit kleinen „Raketen“ aus Plastikrohren so für 20 - 30 Meter Entfernung mit Feuer geschossen. Das Gebäude einer Fernsehstation wurde angegriffen, Fahrzeuge angezündet, Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die Feuerwehr konnte nicht löschen. Es war wie im Krieg, viel schlimmer als bei all den Protesten, die wir kennen - und wir kennen uns inzwischen bei Protesten aus. Die Schäden gehen in die mehrere 10 Millionen. Und da waren zusätzlich andere Kräfte am Werk.
Der Präsident hatte die Regierung nach Guayaquil an die Küste verlegt. Dann am Abend ein Treffen mit den Leitern der Indiogruppen und die Entscheidung: Der Streik wird abgeblasen und die Sache neu verhandelt.
Da stehen wir nun.
Quintessenz: Eigentlich ist der Streik noch nicht vorüber aber alle Straßen sind offen. Es gibt in Shell und im Oriente wieder Gemüse und Früchte. Die Tankstellen sind nach wie vor leer, denn bis Sprit hierher kommt, dauert es 2 - 3 Tage.
Der Streitpunktin Slogans: Neoliberalismus gegen Sozialismus - oder übersetzt: Mehr Marktwirtschaft oder Planwirtschaft. Es gibt noch viel mehr Schlagworte.
Unser Land hat sich an die Subventionen der Regierung gewöhnt. Dass unsere spottbilligen  Gastanks und subventioniertes Benzin/Diesel nach Kolumbien und Peru verschwinden, ist ein offenes Geheimnis. Das bleibt erste einmal so. Die freuen sich. Und warum muss ein Ausländer oder Tourist auch subventioniert werden? Energiesparen macht in Ecuador keinen Sinn. Dabei reichen die Energiereserven des Landes für nur noch geschätzte 10 Jahre. Dann ist Schluss mit lustig.

Heute kamen wieder mehr Patienten in unsere Klinik. Einige der Männer hatten noch ihre Kriegsbemalung vom Wochenende und ich muss ehrlich sagen, dass in mir Wut hochstieg. Auch ich bin nicht frei von Gefühlen, wenn sich dann einer über den Preis der Behandlung mokiert. Hier ist nicht alle Behandlung umsonst. Und das Gesundheitsministerium hat die Familienangehörigen, die aus dem Urwald nach Puyo oder aus dem Hochland nach Quito kamen, nicht behandelt, es sein denn wirkliche Notfälle.
Der Konflikt ist noch lange nicht zu ende. Noch werden auf beiden Seiten die Wunden geleckt und eine Einigung nicht in Sicht. Es kann jeder Zeit weiter gehen. Zum ersten Mal, seit 60 Jahren wurde ein Präsident "nur" gebremst. Lenín Moreno bleibt weiter im Amt. Er musste nicht im Flugzeug aus dem Land fliehen. Der ist bodenständig und kann auch Niederlagen hinnehmen. Er hat wohl später keinen Korruptionsvorwurf zu befürchten im Gegensatz zu seinen Vorgängern. Das ist neu.

Wir haben gemerkt, wie  mächtig Gebet ist. An diesem entscheidenden Sonntag haben viele, viele Christen mit sich und Gott gerungen, auch unter den Indios. Eine so schnelle Einung war eine Überraschung. Gott ist groß.....

Und noch etwas. Das 9. der Zehn Gebote hat für mich eine neue Tiefe gewonnen - den anderen nicht schlecht zu machen. Darin sind besonders die Sozialen Medien groß: Hassbotschaften, falsche Nachrichten, Fake News, Videos aus anderen Länder und aus anderen Zeiten schufen Feindbilder und machten Menschen wütend. Wo geben wir fake news weiter, ohne sie vorher nachgeprüft zu haben?

Freitag, 11. Oktober 2019

Die Situation in Ecuador, Stand 11. Oktober 2019

Wir sitzen hier in Shell, seit einer Woche quasi ohne Einnahmen für unsere Klinik. Nur wenige Patienten kommen durch zu uns (und auch wieder heim). Überall Straßensperren. Es gibt keine frischen Lebensmittel mehr. In einige noch isoliertere Städte wie Cuenca fliegt die Regierung bereits Lebensmittel ein.
Der Regierungssitz wurde nach Guayaquil verlegt. So sitzen die Indios jetzt zu Tausenden in Quito und protestieren. Nach den ersten sehr gewalttätigen Tagen mit Plünderungen sind die Leute in Quito zu Tausenden aufgestanden, um für friedliche Proteste zu demonstrieren. Das zeigt eine große Unterstützung für die Regierung an. Das Leben in Quito und Guayaquil normalisiert sich. Die Straßenschlachten finden um das Regierungsviertel statt. Rotes Kreuz und andere Gesundheitsdienste werden immer wieder an der Arbeit behindert. Die Indios sind isoliert. Jetzt leiden sie. Sie kamen mit Frauen und Kindern. Diese werden in zwei Universitäten in der Nähe untergebracht. Jetzt betteln sie um Decken und Nahrung.
Ähnliches erleben wir in Puyo. Heute sollten wir zu Frauen und Kindern bei den Streikposten hingehen, um Fußkranke und Erkältete zu behandeln. Das Gesundheitsministerium hatte heute kein Personal dafür. Aber ins Krankenhaus ist es ihnen zu weit.
Deren Männer sind nach Quito gefahren, um zu protestieren. Frauen und Kinder bleiben hier zurück. Das zeigt an, dass diese Aktion  von Seiten der Indios nicht gut vorbereitet war.
Mehr und mehr macht sich der Unmut der restlichen Bevölkerung bemerkbar. Aber die sind nicht so gut organisiert, Da gibt es keinen Chef, der alleine sagt, wo es lang geht. Und so spitzt sich derzeit die Wut der Indios in Quito zu. Auch sonst im Land wird gestreikt, aber meist friedlich. Auch in Puyo sind die meisten Schreier ruhiger - oder nach Quito gezogen.
Jetzt kann keine Seite mehr zurück. Die Regierung handelt klug und regiert vom entfernten Guayaquil aus.
Sie macht klare Angebote, das eingenommene Geld an die Ärmsten zu verteilen. (Landwirtschaftliche Projekte, Sozialfonds etc . Es wird Zeit, dass sich die ruhige Mehrheit der Bevölkerung auch mal organisiert. Der Ausgang ist offen.
Deswegen haben derzeit auch die sozialen Medien mit allerlei Fake news und gezielten Fehlinformationen Hochkonjunktor, allen voran die Verschwörungstheorien ohne Angabe des Autors mit der Bitte: Versendet diese Nachricht bitte weltweit!....... Wieviel falsches Zeugnis wird da oft gedankenlos weitergegeben?.......  

Dienstag, 8. Oktober 2019

Ecuador im Chaos

Vor 5 Tagen hat die Regierung das Ende der Subsidien für Benzin und Diesel beschlossen, was im Klartext eine Verdoppelung der Spritpreise bedeutet. Neben den Spritpreise wurden aber auch die Gehälter der staatlichen Angestellten um 20% und deren Ferien auf wie hier üblich 15 Tage reduziert. Auf der anderen Seite wurden die Sozialleistungen für die arme Bevölkerung drastisch erhöht.
Zunächst haben daraufhin die Transportunternehmen zwei Tage lang gestreikt, danach das ganze Land. Es sind in erster Linie die Indianer der Sierra und nun auch des östlichen Tieflandes. Die Straßen sind gesperrt und Städte werden von den Indigenen belagert. In unserer Provinzhauptstadt Puyo und in Riobamba haben sie die Provinzverwaltung besetzt. Die Geschäfte sind zu, Tankstellen leer. Wer zur Arbeit will wie unsere Mitarbeiter, muss laufen. Einige Motorräder fahren Menschen für horrende Preise einige Kilometer bis in die Nähe der nächsten Streikposten, doch denen werden dort die Reifen nicht nur zerstochen, sondern aufgeschlitzt.
In Ambato wurden Antennen für Radio und TV besetzt. Es werden keine Programme mehr ausgestrahlt.
Viel schlimmer aber ist der Pöbel, die das Chaos nutzt. Es wurden Läden mit Waschmaschinen, Fernsehen etc. geplündert, Apotheken und Handyläden ausgeraubt. Das sind einzelne Vorkommnisse, aber da tobt sich der Pöbel aus und zerstört.

Die Indigenen sind bestens vernetzt. Ganze Dörfer aus dem Hochland sind derzeit unterwegs, um am Mittwoch in Quito zu demonstrieren. Und alle müssen mit, ob einer will oder nicht. Ziel ist, die Regierung zu stürzen. Dahinter stecken auch andere Kräfte wie der ehemalige Präsident Correa und seine Freunde, natürlich nur verdeckt.

Was dieser Tage offen zu Tage tritt ist eine enorme Wut, die sich in Zerstörung und Raub entlädt. Aber es wird auch deutlich die Kultur der indianischen Lebensweise. Sie müssen und können nur gemeinsam reagieren und die Leiter legen das fest. Deswegen müssen sie mitmachen, ob es gefällt oder nicht. Wie viele Christen gibt es nicht unter ihnen, die das gar nicht wollen, aber das spielt keine Rollen. Sie sind Teil des Ganzen. Individualismus gibt es nicht.

Und auf der anderen Seite hunderte von Polizisten und sicher auch Militärs, die den Regierungssitz schützen müssen. Sie knien auf dem Platz und beten zusammen vor dem großen Einsatz.

Wir brauchen das Gebet vieler, dass es dieses Mal nicht wieder zum Regierungszusammenbruch kommt. Der Präsident ist vorsichtshalber schon mal in Guayaquil. Die Mehrheit der Bevölkerung steht nach wie vor noch hinter ihm, aber das Gesetz der Straße ist oft Ton angebend. Die nächsten Tage entscheiden.

Donnerstag, 3. Oktober 2019

03. Oktober - ein ganz besonderer Tag für Eckehart

   Heute wird in Deutschland die Einigung gefeiert, dieses Jahr in Kiel bei nicht mehr ganz so heißem Wetter. Jedenfalls haben alle dicke Jacken an.
   Hier sieht es anders aus. Die Kinder haben zwei Tage schulfrei, aber nicht wegen einer Feier. Es ist nach langer Zeit wieder einmal ein landesweiter Streik, alle Straßen blockiert. Die Regierung und das Parlament haben beschlossen, die Subvention  für Benzin und Diesel aufzuheben. Somit steigt der Spritpreis ca. auf das Doppelte. Es war eine längst überflüssige Maßnahme einer Staates der bis über beide Ohren in Schulden steckt. Viele Ecuatorianer haben volles Verständnis dafür, aber die Lobby der Bus - und LKW-Unternehmen streikt und jeder weiß, dass sich jetzt die Preise für ALLES erhöhen werden.
Aber für mich, Eckehart, ist dieser Tag aus einem anderen Grund wichtig. Am 03. April 2021 werde ich 70 Jahre alt und werde mit dem Operieren aufhören. Spätestens dann wollen wir uns hier verabschieden. Also muss jetzt Tempo gemacht werden.
   Unsere Pläne waren gut, aber immer kam etwas dazwischen. Alles hat sich verlängert.
Der jetzige Stand ist: Am Ende diesen Jahres ist die Renovierung des halben Hospitals abgeschlossen. Die andere Hälfte hat Zeit. Dann sind die OPs und Patientenräume fertig für eine Tagesklinik. Dann können wir drei wichtige Bereiche beginnen: Operationen, Endoskopie (Magen- und Darmspiegelungen) und Geburten. Wir schauen uns seit längerer Zeit nach Ärzten um, die dann stundenweise Sprechstunden anbieten und dann mit diesen Patienten entsprechende Behandlungen durchführen.  Denn nur durch zusätzliche Ärzte und deren Fachbehandlung ist die Klinik auf Dauer gesichert. Einen Chirurgen, der Orthopädie, Urologie und Gynäkologie operationstechnisch abdeckt, gibt es nicht mehr. Ein HNO- oder-und Augenarzt wäre nicht schlecht und hätte genügend Arbeit.
   Der Tag heute zeigt uns wieder die Notwendigkeit der Wachablösung an.
Wir merken, dass wir keine 50 mehr sind. Dennoch sind wir mit Freunden bei der Arbeit. Unser Team wächst weiter zusammen aber das reicht nicht. Die gemeinsamen Andachten am Morgen werden besser = geistlich tiefer. Unser Gebetskreis jeden Mittwoch wächst nach der Sommerpause wieder und ist begeistert dabei. Komplikationen bei Operationen schweißt unser Team zusammen. Jeder gibt mit Freuden, was er/sie kann und hat. (Blutspende, Materialien mitten in der Nacht suchen etc.). Wir erleben den Segen Gottes.
   Aber jetzt ist eine neue Stufe der Arbeit dran und wir beten um:
- Weitere ärztliche Mitarbeiter, die sich integrieren lassen und nicht nur einen Job suchen.
- Weitere Pfleger/Pflegehelfer als Teil des Teams
- Die Finanzen beim Kauf des Hospitals/Geländes
   In 1 1/2 Jahren möchten wir in Deutschland sein, Freunde und Gemeinden vielleicht per Fahrrad besuchen , dort Zeit zu verbringen, unser Leben mit ihnen zu teilen, weniger Stress zu haben und zu sehen, wie es ohne uns in Shell weitergeht. "Unser Kind" ist dann hoffentlich selbständig.

Freitag, 27. September 2019

Patientenschicksale - mal wieder

   Kommt ein 84-jähriger Mann zu uns mit morgendlichen Schmerzen der oberen Halswirbelsäule. Er war schon vorher bei anderen Ärzten und schließlich kam er zu uns geschickt vom Röntgenologen, der erschrocken war. Der alte Herr hatte eine Fraktur der obersten Halswirbel mit dem zweiten. Der Dornfortsatz am Beginn des Spinalkanals war ohne Verschiebung an der Base gebrochen. Das kann bei entsprechender Blutung zum sofortigen Tod führen. Das Ehepaar wusste es nicht mehr genau: Der Sturz war vor einem oder zwei Monaten. Keinerlei klinische Zeichen für eine neurologische Störung - nur die hohen morgendlichen Nackenschmerzen. Jetzt hat er erst einmal eine Halskrause. Erstaunlich, wie jemand so etwas überlebt. Aber es kann auch anders kommen.
    Eine dicke Amerikanerin kommt ihre Familie hier in Shell besuchen. Hoher Blutdruck, Diabetes etc. hat sie mitgebraucht. Ihr Kardiologe hat ihr grünes Licht für die Reise gegeben. Hier stürzt sie auf ihr ohnehin kaputtes Knie und kommt zu uns. Diagnose: Kniearthrose und eine mögliche, wenn auch nicht verschobene Schenkelhalsfraktur. Sie darf belasten und bekommt Schmerzmittel. Sie wird abgeholt. 15 Min. später der Anruf: Sie ist tot. Die Autopsie ergab einen plötzlichen Herztod. Die Familie ist geschockt. Die Mission hat viel Arbeit, den Leichnam nach den USA zu verlegen. Für uns war es eine schreckliche Überraschung. Das gehört zum Leben in einer Klinik.
    Eine Studentin im zweiten Semester in Quito kommt zu uns, weil sie von hier ist. Sie hat Klaustrophobie, wird im eng gedrängten Bus in Quito unruhig und schafft das nicht. Das ist ein Thema der Familientherapie für Klaudia. Da sind Themen der Familie seit Jahren, die nicht aufgearbeitet sind und an so einer "seltsamen Stelle", weit ab vom eigentlichen Geschehen, bricht es auf. Da können wir helfen, manchmal auch ohne Medikamente.
     Ein alter Mann aus dem Urwald - so alt ist er gar nicht laut Geburtsdatum - kommt mit Atemnot zu uns. Die Lungen sind voller Fibrose = Vernarbung des Gewebes. Und es ist möglich, dass er noch zusätzlich Tuberkulose hat. Die hat nach einigen Tagen als negativ erwiesen. Schuld ist wohl das tägliche Kochen in der Hütte mit viel Qualm und Rauch durch nasses Brennholz. Viel helfen können wir ihm auf Dauer nicht. Jetzt nutzen wir jede Chance, den Schleim zu verdünnen, um die Lungen so gut wie möglich frei zu halten.
    Motorradunfall vor fast einer Woche. Der Mann lag mehrere Tage zu Überwachung im staatlichen Krankenhaus: Leichte Hirnblutung bei Stirnfraktur. Alle sonstigen Röntgenaufnahmen normal. 2 Tage nach Entlassung kann er vor Schmerzen seinen rechten Arm nicht mehr bewegen. Die Familie verlangt eine Röntgenaufnahme, obwohl angeblich alles dort untersucht wurde. Ergebnis: Eine komplexe Schulterblattfraktur - eine CT-Untersuchung zeigt, dass wir nicht operieren müssen. Die heilt so - aber es wird Wochen dauern, bis er wieder "normal" bewegen kann. Und so ganz nebenbei sind auch noch 5 Rippen gebrochen.
Wir sind nicht mehr die erste Adresse bei Unfällen und schweren Erkrankungen. Aber wir sind ein wichtiger Knotenpunkt bei entscheidenden Fragen.

Mittwoch, 24. Juli 2019

Umweltzerstörung in Ecuador.
Die 1970er Jahren waren der Beginn des Ölbooms in Ecuador. Zwar hat die Shell Oil Company schon in den 40 Jahren nach Öl gesucht und es auch gefunden, aber die Transportwege waren zu weit. Dann kamen Texaco und andere. Der nördliche Urwald im Amazonasbecken ist zu großen Teilen verschwunden. Problem hier ist, dass das Öl nur in kleinen Blasen zu finden ist. Dazu müssen viele kleine Türme und ein System von Leitungen vernetzt werden.
Indianer, vor allem die Huauranis (Aucas) wurden verdrängt, ganze Gebiete verseucht. Dort liegt heute noch das  vor Jahrzehnten ausgelaufene Öl im Sumpf.
Auch der Versuch, den  Yasuni Nationalpark mit internationaler Hilfe zu schützen ist gescheitert. Nur in einen kleinen Bezirk ist dort die Ölbohrung erlaubt. Presse ist der Zugang dort nicht gestattet. Inzwischen werden auch diese Schutzgebiete verkleinert und bei fehlender Kontrolle weiß keiner, was da wirklich vorgeht. Unser Land lebt vom Ölexport.

Aber die Ölindustrie ist in Verruf gekommen und wird scharf überwacht. Dort gibt es inzwischen zunehmende Kontrollen. Ein anderer Bereich des schnellen Geldes macht Ecuador viel mehr zu schaffen: Gold, Silber und Kupfer.
An der Nordküste zu Kolumbien sind manche Flüsse tot. Goldsucher haben dort umgegraben, Quecksilber und andere Chemikalien verwendet. Da wächst an den Rändern nicht mehr und die Zahl der Krebspatient steigt in die Höhe. Wenn Polizei und Militär einen Teil räumen, geht die Suche in einem anderen Gebiet weiter.
Anderes Beispiel: Buenos Aires in der Provinz Imbabura: Dort gibt es Kupfer. Aber über dem Kupfer findet man Gold und Silber. Obwohl es verboten ist, haben sich dort Tausende dort eingenistet, tragen das Gestein ab, bauen Tunnel in den Berg. Ganze Berge sind da inzwischen entwaldet. Die internationale Firma. die die Abbaurechte erworben hat, lässt diese Menschen gewähren. Sie tuen ihre Arbeit, bis es zur Tiefe vom Kupfer kommt, das wirklich lohnend ist.
Im Norden Ecuadors und im Süden zu Peru hin im östlichen Tiefland gibt es weitere große Kupferlager. Es sollen die größten der Erde sein. Was da derzeit auf mehreren Quadratkilometer abgetragen wird, kann man nur Auf Luftaufnahmen zeigen. Dabei gehen die internationalen Firmen unter Aufsicht ans Werk. Doch auch dabei wird eine riesige Landschaft verändert. Viel schlimmer ist aber, dass sich in der Umgebung die einheimischen "Glückritter" einmischen. Sie zerstören viel mehr, sie sind ständig auf der Suche nach schnellem Geld, zerstören Regionen ohne jegliche Rücksicht. Die dort Ansässigen werden brutal verdrängt, getötet und vertrieben. Wo schnelles Geld die Macht hat, blühen Verbrechen und Prostitution. Der Staat ist derzeit nicht in der Lage, die "Goldgräbermentalität" in den Griff zu bekommen. Überall entstehen über Nacht neue solcher Camps.
Menschen werden vertrieben. Die Brutalität wächst. Der Gold-Silber-Kupferrausch verändert unser Land, wahrscheinlich mehr als der Erdölboom.
Dazu kommen dann noch Tausende von venezolanischen Flüchtlingen, die seit Jahren Ecuador überfluten. Vielen von ihnen suchen nur eine Gelegenheit, zu überleben....

Dienstag, 28. Mai 2019

Es grenzt an ein Wunder

   Isaac P. ist inzwischen 69Jahre alt und krank. Sein großes Problem war ein Tumor der Fußsohle, mit dem er nicht mehr laufen konnte. Also kam er in unsere Klinik, um "das Ding wegmachen zu lassen". Die Diagnose nach feingeweblicher Untersuchung lautete: Melanom, einem der bösartigsten Tumoren, die es überhaupt gibt. Indios des Hochlandes bekommen solche Tumoren auf Grund der hohen Sonneneinstrahlung an den Armen oder im Gesicht, Indianer der Dschungels wie Isaak an den Füßen. Es kommt vom Barfußlaufen im Matsch und Schlamm.
   Isaac war ein Verkündiger des Evangeliums und hat mit der Frohen Botschaft viele Dörfer besucht. Jetzt ist er alt und kann nicht mehr wie früher. Er braucht jetzt die Hilfe seiner Familie. Wir haben ihm den Gefallen getan "das Ding von der Fußsohle wegzumachen", in Lokalanesthesie. Er zeigte bereits große Leistenlymphknoten. Eine Heilung war medizinisch nicht möglich.
Wir haben mit ihm und der Familie gebetet.
    Dann kam er immer wieder. Die Leiste war mit großen Tumoren bedeckt, aber die Fußsohle heilte und  er konnte wieder beschwerdefrei laufen.  2 Monate später kam er wieder in die Sprechstunde mit dick geschwollenen Beinen und Armen und einem riesig aufgeschwollenen Bauch, der voller Wasser (Aszites) war. Im Ultraschall "schwammen" die Leben und die Milz in Flüssigkeit, aber keine klaren Zeichen von Metastasen im Bauchraum.  Dann die Laboruntersuchung: Keine  Zeichen von Entzündung oder Tumor, BSG (Blutsenkung) minimal angestiegen, Hämoglobin normal, Nieren und Leberwerte normal. Er könnte laut Labor Blut spenden. Wir verstehen die Welt nicht mehr.
    Wir haben ihn eine Woche auf vermehrte Nierenausscheidung gesetzt. Heute kam er zur Kontrolle: Nierenwerte normal. Bei den Elektrolyten war nur das Natrium extrem niedrig. Der Rest normal. Warum das? Nachfragen bei der Familie. Indianer des Urwaldes essen wenig Kochsalz, das ist unser Problem bei Besuchen dort. Wir brauchen immer unser Salzfässchen bei uns. Die Familie hatte ihn zusätzlich für über eine Woche mit medizinischen Kräutern behandelt und streng darauf geachtet, dass er kein Kochsalz bekam. Das ist der Grund und der wird jetzt therapiert.
    Jetzt wird die Wasseransammlung im Bauch weniger, Arme und Beine sind auf normal "geschrumpft". Der Bauch ist weniger mit Wasser gefüllt. Der Patient ist dankbar. Jetzt bekommt er auch Medikamente für sein unregelmäßig schlagendes Herz.
Es ist für uns ein Wunder. Wir haben ihm den Gefallen getan, seinen Tumor, der ihn störte zu entfernen, medizinisch gesehen eine Hilfe beim Sterben. Die Fußsohle ist verheilt. Warum jetzt das Wasser im Bauch? Keine Erklärung aber Besserung.
    Der Patient ist noch lange nicht gesund, aber wir stehen vor einem Wunder, das wir selbst nicht erklären können. Wir sind gespannt, wie das weitergeht.

Donnerstag, 18. April 2019

Korruption bei uns und drum herum

    Gestern hat sich ein weiterer Angeklagter dem Prozess der Korruption auf seine Weise gestellt und sich die Kugel gegeben - der frühere Präsident Perus - Alan García. Die Polizei stand vor seinem Haus, um ihn  zu verhaften. Von 1985 - 90 und weiter 2006 - 2011 hat er Peru angeführt. Weitere peruanische Staatspräsidenten wie Pedro Pablo Kuczynski und Ollanta Humala werden derzeit überprüft und Alejandro Toledo hat sich aus dem Land abgesetzt. Der einzige weitere lebende Expräsident Perus, Alberto  Fujimori, sitzt wegen anderer Vergehen seit Jahren im Gefängnis.
Alle waren seit Jahren im Korruptionsnetz der brasilianischen Firma Odebrecht verstrickt. Diese Firma baute Kraftwerke, das erste Atomkraftwerk Brasiliens, aber meist Wasserkraftwerke, Tunnel und Straßen und andere Großprojekte.
    Seit Jahren wurde ausgehend von den USA das große Netzt der persönlichen Zahlungen Stück um Stück aufgedeckt. Die heute bekannten Zahlungen belaufen sich in Millionen Dollar: 349 in Brasilien, 92 in der Dominikanischen Republik, 98 in Venezuela, 59 in Panamá, 33,5 Mio. in Ecuador etc etc. bis hin nach Angola und Mozambique. Außer Chile, Uruguay und Bolivien sind derzeit alle Mittel - und Lateinamerikanische Staaten mit der Aufarbeitung der schlau angelegten Betrugsaffäre beschäftig. Die Firma kam an internationale Bauaufträge, die dann schnell teurer wurden.  Insgesamt geht es um schätzungsweise 788 Mio. Dollar Bestechungsgelder, um Aufträge zu bekommen und die Konkurrenz auszuschalten.
Die Firma Odebrecht mit 160.000 Angestellten hat inzwischen 3,5 Mrd. Dollar Strafe en verschiedene Staaten gezahlt.
    In Brasilien sind die ehemaligen Staatsoberhäupter der sozialistischen Partei Dilma Rousseff, eine ehemalige Revolutionärin del Untergrundes angeklagt. Ihr Vorgänger Lula da Silva sitzt bereit im Gefängnis und der Nachfolgepräsident Michael Temer ist ebenfalls überführt worden.
In Ecuador sitzt bislang "nur" der ehemalige Vizepräsident Jorge Glas, den viele als neuen Präsidenten gesehen hatten. Er sitzt für seine 13,5 Mio. Bestechungsgelder für 6 Jahre. Weitere 33,5 Mio. seien an ecuatorianische Staatsfunktionäre geflossen. Wohin denn genaue?
    Ein Großteil der Gelder aber gingen an die Regierung in Venezuela, knapp 100 Mio. Dollar. Dort wird derzeit nichts aufgeklärt, weil die ganze Regierung korrupt ist und auch intern von Korruption und Drogengeldern lebt.

    In Lateinamerika hat mit der Firma Odebrecht ein großangelegter Umdenkprozess angefangen, losgetreten durch mutige Staatsanwälten der USA. Aber das ist nur eine, wenn auch große und einflussreiche Firma. Die wirkliche Korruption läuft längst weiter, im Kleinen in den Schulen für gute Noten, in den Universitäten, wo Zeugnisse gefälscht werden und Rektoren dadurch reich werden, bei Baubehörden. Wann werden Richter wirklich Recht sprechen?  Der Weg zu einem transparenten Staat ist auch in Ecuador noch weit!

Sonntag, 31. März 2019

Operationen der Behinderten Kinder

   Wieder ist die Zeit der Operationen der Behinderten Kinder vorüber, das 24. Jahr und es war ein besonderes Jahr, positiv wie negativ.

   Zunächst das Schwierige: Mündliche Zusage vom Hospital in Quito am Montag. Am Freitagnachmittag dann die Absage, weil die Erlaubnis vom Gesundheitsministerium fehlte. Dann das Wochenende mit zwei Tagen Karneval. Da arbeitet niemand im Ministerium und am Aschermittwoch Wechsel des Chefs dieser Abteilung im Ministerium. So zog sich der Prozeß bis Montag der folgenden Woche hin.
Das Positive: Wir hatten drei Wochen geplant, also nur eine Woche verloren. Dann ging es mit voller Kraft weiter. Dieses Jahr kam eine Handchirurgin, die zwar nichts machen konnte, aber wir haben Patienten für das nächste Jahr vorgemerkt. Weitere Patienten sind inzwischen dazugekommen. Für das nächste Jahr ist die erste Woche schon ausgebucht.
   Wir haben neue Ärzte aus den USA, die diese Zeit in Ecuador als ihre Mission ansehen. Sie kommen wieder und wollen neue Ärzte mitbringen, denen sie Flug und Aufenthalt finanzieren wollen. Das Projekt hat von dieser Seite her Zukunft.
Patienten gibt es genug. Aber wer soll das weiter leiten?
   Ein Ecuatorianer - kinderorthopädischer Chirurg- ist derzeit für zwei Jahre in den USA. Ab Sommer 2019 wird er für ein weiteres Jahr nach Kanada gehen und 2021 zurück kommen. Das Hospital in Quito hat schon Interesse geäußert, ihn dann dafür anzustellen, wenn nicht, dann ist Shell hoffentlich soweit. Er wird dann alles übernehmen und hoffentlich mehr einheimische  Ärzte dafür finden.
   Wir haben wieder über 20 Kinder behandelt, meist sehr große Operation wie Beckenumstellungen. Es ist jedesmal eine Freude zu sehen, welche  Zukunft diese Kinder jetzt haben.
Ich freue mich, dass das Programm und vor allem die Behinderten Kinder eine Zukunft haben. Danke für alle Gebete!!!

Samstag, 23. Februar 2019

Up-Date für Shell

   Wir warten noch immer auf den Vertrag der Rechtsanwälte, um ihn endlich zu unterschreiben aber keiner scheint Eile zu haben, auch wenn wir uns nach wie vor einige sind.  Zwischenzeitlich arbeiten wir weiter. Morgen verlässt der letzte Missionar der alten Mission Reach Beyond das Gelände und wir haben fast alle Häuser des Geländes hinter dem Hospital vermietet mit gleichen Mieten wie vorher. Wir brauchen das Geld zum Abbezahlen der Schulden. Es ist ein wichtiger Teil unserer Einnahmen.
    Überhaupt haben wir uns zu Kapitalisten entwickelt, die jede Entscheidung auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. Nur die Gemeinschaft mit den anderen Mitarbeitern bringt uns wieder auf den Teppich zurück.
    Ende Januar kam das Gesundheitsministerium zur Kontrolle und hat uns mitgeteilt, dass unser Labor renoviert werden muss: Glatte Wände, runde Ecken etc., was vor einem Jahr noch keine Beanstandung war. Wir haben die Erlaubnis für ein weiteres Jahr erhalten aber versprochen, dass wir das innerhalb von 6 Monaten ändern werden. So haben wir nach dem Komplettanschluss aller Häuser mit neuem Internet heute das Labor in die alte Apotheke provisorisch umgezogen. Das bisherige Labor wird jetzt renoviert: Eine Wand raus, Wände und Decke erneuert, Boden neu lackiert und komplett neue, holzwurmunanfällige Möbel. Wahrscheinlich mehr als 4 Wochen harte Arbeit für unser Handwerkerteam.
    Eine neue Idee kam auf. Eine Röntgenpraxis aus Ambato möchte bei uns den ersten Resonanzmagnetischen Tomographen installieren. Es wäre der erste in der gesamten Gegend. Wir schicken von uns aus einen Patienten täglich zu so einer Untersuchung weit weg. Die Bedenken, dass wir in einer der Einflugschneisen des Flughafens liegen, scheint unwichtig zu sein. Morgen kommen die Techniker, um die Einzelheiten zu besprechen. Ein Vertrag steht noch aus und dazu brauchen wir einen Rechtsanwalt. es geht uns um unser Risiko, 5 min Stromausfall ist kein Problem. Wir haben einen Generator, der nach 5 Sek. spätestens Strom liefert. Aber nach 15 Sek schaltet der Apparat ab. Dann muss er neu gestartet werden. Dazu muss das Team aus Ambato kommen - etwas mehr als 1 -2 Tage Zeit- und Einnahmeverlust. Wir haben beschlossen, einen neuen Generator zu kaufen. Die zwei unsrigen sind von 1976. Aber die Risiken müssen vertraglich klar sein.
     Auch wenn wir die Spenden von 2018 noch auf unserem Konto haben, fertig für die erste Anzahlung an Reach Beyond zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung, der Überschreibung des Grundstückes auf unseren Nahmen, Rechtsanwälte und Notare, brauchen wir weiter Unterstützung für die Renovierung, einen guten Rasenmäher für das riesige Grundstück und viele kleine und große Ausgaben. Danke für alle weitere Verbindung.

Mittwoch, 13. Februar 2019

Patientenberichte aus unserem Alltag

    Ein großes Problem sind unsere Langzeitpatienten, allen voran die Diabetiker. Wer von ihnen über 60 Jahre alt ist, ist kaum zu einer wirklichen Therapie bereit. Beispiel María P. 65 Jahre alt und weiß seit Jahren, dass sie zuckerkrank ist. Sie geht nicht zu Kontrollen und wenn der Vorrat an Tabletten ausgegangen ist, erscheint sie einige Tage später wieder mit einer Infektion. Auf ihrer Finca hat sie sich gepikst oder Insekt hat ihr zugesetzt und sie kommt zu uns mit riesigen Entzündungszeichen -  Befunde nebenbei: Blutzuckerwert über 600 mg%. Deshalb heilen Wunden nicht. Mit Antibiotika (und hauptsächlich Antidiabetikas) kriegen wir das natürlich wieder hin - aber wie lange geht das noch gut? Jetzt haben wir die Familie eingespannt und die Patientin unter die Aufsicht der Töchter gestellt. Doch dann verlässt María das Haus heimlich, muss ihre Tiere auf der Finca füttern und bleibt Tage dort, bis es ihr wieder schlecht geht. Wir merken: Lebensgewohnheiten und die gewohnte Unabhängigkeit passen nicht zu einer Krankheit, die immer wieder kontrolliert werden  muss. Und wenn die Selbstüberwachung einen Nüchternblutzucker von 250 mg% anzeigt, ist die Patienten zufrieden, über 600 war doch mehr und ich fühle mich derzeit wohl! Wer dann alleine noch Insulin spritzen müsste und keinen Kühlschrank hat muss sein Leben komplett umstellen und wer will das schon?
    Eine Patientin, im Mai 2018 laparoskopisch an der Gallenblase operiert, hat seit Monaten eine Fistel mit stinkenden Sekretion. Antibiotikas haben nicht geholfen, eine OP auswärts genauso wenig. Jetzt mussten wir sie nochmals operieren, haben die Fistel ausgeschnitten und dann eine Kompresse herausgezogen. Das Problem danach war, dass jede Menge Luft und Flüssigkeit danach kam. So mussten wir sie leider in das Hospital zurückschicken, wo sie ursprünglich operiert worden war, denn ein Loch im Zwölffingerdarm lässt sich einfach nicht ambulant behandeln. Das Ganze wird ein gerichtliches Nachspiel für das Team der ErstOP haben.
    Einer unserer Ärzte ist derzeit mit einer Studie über Leishmaniose im Nasen - Rachenraum beschäftigt. Leishmaniose führt zu Geschwüren, die nicht heilen und Gewebestrukturen zerstören. Als er die Studie mit einer Uni hier in Ecuador und Holland begann, glaubte keiner von uns an große Fallzahlen. Die Realität hat uns eingeholt. Derzeit schickt das Gesundheitsministerium Patienten aus dem gesamten östlichen Tiefland zu uns. Manche kommen mit "chronischem Schnupfen" und völlig zerfressener Nasenscheidewand zu uns. Und es sind Patienten mikroskopisch positiv, die kaum eine Klinik haben. Wir brauchen ständig mehr Medikamente, denn die Therapie ist lange uns schmerzhaft für abwechselnd die rechte und die linke Pobacke.
    Klaudia wird mehr und Familientherapeutin von Polizisten und deren Angehörigen. Da sind die üblichen Familienprobleme aber auch die Arbeitsbelastung. Auf die Frage, warum sie nicht zu den polizeieigenen Beratungen gingen, erhält sie oft die Antwort, dass dort die Vertraulichkeit nicht gewahrt würde und am nächsten Tag die ganze Abteilung Bescheid weiß. So kommen sie lieber zu einer verschwiegen Therapeutin. Und  da sind ihre treuesten Patienten.

Mittwoch, 30. Januar 2019

Warteschleifen und nächste Ziele

    Wir haben uns lange nicht mehr gemeldet. Das lang an den verschiedenen Warteschleifen, in denen wir stecken.
Da ist die Änderung unserer Statuten der Stiftung. Seit Juli sind wir dabei, die Änderungen einzubringen- Ablehnung - Änderung vom Ministerium - jedes Mal Vorstandssitzungen in Quito, letzte Eingabe ans Ministerium Ende Oktober, kam wohl nicht an, obwohl wir es schriftlich haben, nochmals ein offizieller Brief vor Weihnachten, der Anfang Januar ankam. Jetzt war Klaudia beim Ministerium - es dauert noch, obwohl wir mehrfach telefonisch die Nachricht erhielten, dass die Änderungen genehmigt wurden. Ohne das können wir auf Dauer nicht weitermachen.
Der Kaufvertrag mit Reach Beyond - seit Monaten mündlich besprochen - Einigkeit zwischen den Parteien, doch die Anwälte haben keine Eile und es verzögert sich. Wir sind die Verwalter, aber eben noch nicht die offiziellen Besitzer, die gerade einmal 10% des endgültigen Kaufpreises zusammen haben.
Wir verwalten die ehemaligen Missionarshäuser, doch die stehen zum Großteil leer. Wir brauchen aber die Mieteinnahmen dazu. Unser Personal, besonders die Ärzte, verdienen nicht genug, um die Mieten zu bezahlen. So haben wir jetzt andere Familien gefunden, die diese Mieten stemmen können. Es bedeutet Mehrarbeit, die sich auszahlen soll. Wir haben eine Person zur Hälfte angestellt zum Rasenmähen und Hausinstandsetzung.. Diese Person wird über die Mieten finanziert - eine Sorge weniger.
    Heute war die Untersuchung des Gesundheitsministeriums, um wieder für ein Jahr die Erlaubnis unserer Klinik zu erhalten. Seit Tagen waren wir vorbereitet, keine abgelaufenen Medikamente, Spritzen etc. alles war geputzt und sie staunten über die renovierten Räume, neuen Möbel und dass alles strahlte - also offiziell kein Problem bis auf das ABER.
    Obwohl vor einem Jahr anstandslos akzeptiert muss unser Labor muss nun auch renoviert werden - glatte Wende statt sichtbaren Blocksteine. Das heißt auf Deutsch: Renovierung des Labors uns dann gleich alle Möbel durch neue ersetzen. Sie haben es heute durchgehen lassen unter der Bedingung, dass alles in 6 Monaten renoviert sein wird. Wir haben es versprochen und werden es als nächstes angehen.
    Das bringt unseren Zeitplan durcheinander. Denn ab morgen werden uns schrittweise die Waisenkinder verlassen, die in einem Teil des stationären Bereiches wohnen. Es war nochmals ein Bangen, ob die Kinder überhaupt gehen, das erst durch ein Gespräch mit dem Bürgermeister und alten Freund in Puyo behoben wurde.
Wenn die Waisenkinder gegangen sind, können wir die Patientenräume umräumen und renovieren, denn zu OPs und Geburtsräumen kommt man bisher nur über "Baustelle und Staub.
    Heute waren die Herren des Gesundheitsamtes im renovierten Teil und haben uns Tipps gegeben, was wir noch nicht bedacht haben - wertvolle Einzelheiten.
Wir merken, dass das Gesundheitsministerium uns wohlgesonnen ist, Ideen hat und uns hilft. Das mit dem Labor reißt ein Loch in unsere Kasse und den Zeitplan aber es ist gut, das jetzt zu machen.
Und als Letztes steht jetzt die Frage im Raum, ob wir als nächsten Schritt die geplante Tagesklinik ansteuern oder gleich Richtung Krankenhaus, das nur so auch Geburten anbieten kann. Da haben sich die Vorschriften über Nacht mal wieder geändert. Dafür beten wir und bitten um Weisheit. Dank für alle Begleitung.
    Wir sind überwältigt über die Spenden, die am Jahresende eingingen. Wir können der Mission Reach Beyond die erste zaghafte Anzahlung machen und sind glücklich. Dank für EURE Hilfe!!!!